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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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und Dichter der vorangehenden Generation, Person und Persona fotografisch zu vereinen.14 Die Fotografien waren einerseits Ausdruck familiären Zusam- menhalts, solltenaber auchAußenwirkungerzeugenundeine suggestiveAura entfalten.DiesemachteSchaukal fürseinedichterischeLaufbahnganzbewusst nutzbar. Die frühe und vielseitige Verwendung des fotografischenMediums für die ErzeugungeinerprivatenwieöffentlichwirksamenImago istAusdruckderDis- krepanz zwischenmoderner Technologieaneignung und antimodernerWider- ständigkeit gegen den Fortschritt. Der fortschrittspessimistische Schaukal griff früh auf einMedium zurück, das sich Ende des 19. Jahrhunderts als bürgerli- chesMassenphänomendurchzusetzenbegann.DieVerwendungderFotografie alsMittel derKommunikationundRepräsentation ist deutlichesAnzeichen so- zialer Transformationsprozesse, die Schaukals Stand unweigerlich eingeholt hattenund indemsichdieserStandentsprechendseinerhabituellenMerkmale und Ideale zu inszenieren verstand. Die Postkartenalben zeigen Szenen einer bildungsbürgerlichen Familie, die sich in der Natur oder imGarten zur Schau stellt. In aller Regel wurdenAufnahmen vor städtischemHintergrund vermie- den, allerdings geben die raschen Sendungen der Fotografien – oft wurde an einemTagmehrmals Post verschickt und empfangen– subtextuelle Hinweise aufeinebeschleunigteWelt,dersichauchSchaukalnichtentziehenkonnte. Diese fotografischenSelbstinszenierungsstrategienergänzeneinen inden Briefen, in den biographischenArbeiten und in den autobiographischenBei- trägen zu einer Selbstdarstellung erkennbaren dichterischen Selbstentwurf Schaukals, der kulturkonservative Werte medial in Szene zu setzen wusste. Dabei verfolgte er im Grunde das Ziel, sich in den öffentlichen literarischen Diskurs auch ikonographisch einzuschreibenund somit zum ‚biographiewür- digen‘ Individuumzuerheben. Die Fotografien sind demnach Teil eines „postalischen Verfahrens“, anhand dessen sich biographischeund soziokulturelle Erkenntnisse ableiten lassen.15 Die montageartigkonzipiertenPostkartenalbenderFamilieSchaukalsindalsmoderne Kommunikationsform zu werten. Dasselbe Bild konnte teils mehrmals zwischen unterschiedlichenEmpfängerinnenundEmpfängern zirkulieren,wurdemit Kom- mentaren versehen oder kleinen Zeichnungen verziert, ausgeschnitten und 14 Vgl. Peter C. Pfeiffer: Marie von Ebner-Eschenbach. Tragödie, Erzählung, Heimatfilm. Tü- bingen2008,S.32. 15 SigridWeigel:KorrespondenzenundKonstellationen. ZumpostalischenPrinzipbiographi- scherDarstellungen. In:GrundlagenderBiographik,S.41–54. 56 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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