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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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undmit ihr widerstrebend eine Symbiose eingeht, seine Kamera als gefräßige Maschine, die lebendigeMomente in Rollen (Aufbewahrungshüllen) bannt und sieartifiziell reproduzierbarmacht.PirandellosNovelle istbeinahezeitgleichmit Prousts erstemTeil vonAuf der Suche nach der verlorenen Zeit erschienen, den Walter Benjamin (1892–1940) ins Deutsche übersetzte. Benjamin, der in seinem Kunstwerkaufsatz auf Pirandellos Erzählung verweist, die er in einer französi- schen Übersetzung gelesen hatte,42 stand mit Kracauer in Kontakt. Von ihm könnteauchdieAnregunggekommensein,denAufsatzmitdemGroßmutterbild zubeginnen(wiebeiProust)43unddieFotografiealsgefräßigesMediumzuschil- dern (wiebeiPirandellodieKamera): „DaßsiedieWelt frißt, ist einZeichender Todesfurcht.DieErinnerungandenTod,der in jedemGedächtnisbildmitgedacht ist,möchtendie Photographiendurch ihreHäufungverbannen.“44Wahrschein- lich kannte Schaukal weder Kracauer noch Benjamin oder Pirandello, aber zu seinenLieblingsbüchernzählteProustsAufderSuchenachderverlorenenZeit.45 SchaukalsRetrophilieundseinepraktischewie theoretischeAuseinanderset- zungmit der Fotografie sindAusdruck einer sozialenOrientierungundDistink- tion. Mithilfe der Fotografie sollten aristokratisch intendierte, aber bürgerlich geäußerteGestendauerhaft festgehaltenundüberliefertwerden.46 3 BiographiealsSelbstreflexion Die nach außenwirkenden aristokratischen Gesten und gesellschaftlichen In- szenierungenaufFotografienkehren inSchaukalsHabitusalsSammlervonGe- mäldenundBüchernsowienicht zuletzt auch inseinenbiographischenTexten 42 Vgl.Walter Benjamin: DasKunstwerk imZeitalter seiner technischenReproduzierbarkeit. In: Benjamin: Gesammelte Schriften. Bd. I.2. Hg. vonRolf TiedemannundHermannSchwep- penhäuser.FrankfurtamMain1991,S.431–508,hierS.489–490. 43 Das vermutet Carlo Ginzburg: Details, Nahaufnahmen, Mikroanalyse. Randbemerkungen zueinemBuchSiegfriedKracauers. In:Ginzburg:FadenundFährten.Wahr, falsch, fiktiv.Aus demItal. vonVictoriaLorini.Berlin2013,S.76–88,hierS.80 44 Kracauer:DiePhotographie,S.94. 45 Vgl.Schaukal: IchunddieBücher. In:Schaukal:ErkenntnisseundBetrachtungen.Leipzig 1934, S. 358. Vgl. zum Thema auch Cornelius Mitterer: Blickdichte. Richard Schaukals und Luigi PirandellosnarratologischerDialogüberPerspektive,Geschwindigkeit undÄsthetik. In: Technische Beschleunigung – ästhetische Verlangsamung?Mobile Inszenierung in Literatur, Film,Musik,AlltagundPolitik.Hg.vonJanRöhnert.Kölnu.a. 2015,S. 190–207. 46 Vgl.MaxKommerell:DieSpracheunddasUnaussprechliche.EineBetrachtungüberHeinrich vonKleist. In:Kommerell: Geist undBuchstabederDichtung.Goethe, Schiller, Kleist,Hölderlin. FrankfurtamMain1991,S.243–317.Zuerst in:DasInnereReich,4. Jg.,H.1 (1937),S.654–697. 64 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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