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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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haben, reagierte Schaukal in kulturkritischen AufsĂ€tzen sowie in literarischen undbiographischenWerken. Wie Treitschke schĂ€tzte auch der österreichische Ministerialbeamte den bĂŒrgerlichenStandnicht sonderlichund inseinemEssayĂŒberKarlKrausheißt es 1933: „[D]aß es nochniemals einen ‚demokratischen‘KĂŒnstler gegebenhat, leuchtetein.“63DieseSkepsis stehtmiteinerantisemitischenGesinnung inVer- bindung, die beide Akteure – Schaukal und Treitschke – an den Tag legten. Schaukals frĂŒher Antisemitismuswar antijudaistisch, andererseits begrĂŒndete er seine Judenfeindlichkeit auch mit einer fadenscheinigen Kulturkritik. Am 20. Oktober 1921 schreibt Alois Essigmann (1878–1937) Schaukal: „Ich bin der Überzeugung, dass dieses Problem [die ‚Judenfrage‘] ‚Ihr‘ureigentliches sozia- lesProblemist.Nur inder JudenfragekommenSiemiralsobjektivgroßer ‚Poli- tiker‘ inBetracht, alle anderen ‚aktuellen‘AufsĂ€tzekann ich immerund immer wiedernurals ‚Schaukals‘schĂ€tzenundwerten.“64 Gewiss spielte auch Sozialneid gegenĂŒber den jĂŒdischenMitbĂŒrgern eine entscheidende Rolle, ein PhĂ€nomen, das der Historiker Götz Alymit Blick auf die deutschen Staaten beschreibt.65 Alys Antisemitismusthese lĂ€sst sich zum Teil auf Österreich-Ungarn ĂŒbertragen, sie ist aber in einen komplexeren Zu- sammenhangzustellenund liefert beiweitemnichtdaseinzigeErklĂ€rungsmo- dell fĂŒr einen im ausgehenden 19. Jahrhundert europaweit herrschenden Konflikt. Im Zuge der ‚jĂŒdischen Emanzipation‘ setzte sich die bĂŒrgerliche Schicht nichtmehr allein aus einer christlich geprĂ€gtenMehrheit zusammen, diedarĂŒberhinaus zwarnochĂŒberdenalleinigenZugangzuhöherenChargen imMilitĂ€r, zu politischenÄmtern und zu Positionen im Staatsdienst verfĂŒgte, imkulturellenFeldund imBildungsbereichhingegenanEinflussverlor.66 1885 waren 60%derÄrzte unddieHĂ€lfte aller inWien registrierten RechtsanwĂ€lte Juden. Die meisten einflussreichen Zeitungen und Zeitschriften wurden von Publizisten jĂŒdischerAbstammungherausgegeben, etwadieNeueFreiePresse, deren Leiter von 1908 bis zu seinemTod im Jahr 1920 der ĂŒberaus einflussrei- cheMorizBenedikt (1849–1920)war.67 63 Schaukal:KarlKraus,S. 29. 64 Brief Essigmanns an Schaukals, 20. Oktober 1921, S-NL,WB;Hervorh. imOrig. als Unter- streichungen. 65 Vgl.GötzAly:Warumdie Juden?WarumdieDeutschen?Gleichheit,NeidundRassenhass, 1800–1933.FrankfurtamMain2011,vorallemS.93–98. 66 Vgl.Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1229–1238. 67 Vgl. [Anon.]: [Art.] Benedikt,Moritz. In:ÖsterreichischesBiographischesLexikon 1815–1950 (ÖBL). Bd. 1.Wien 1957, S. 69. http://www.biographien.ac.at/oebl_1/69.pdf (zuletzt aufgerufen am31. Juli2019). 3 BiographiealsSelbstreflexion 69
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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