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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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denn der Erbadel differenzierte sehr genau zwischen alter Aristokratie undden Nobilitiertender ‚ZweitenGesellschaft‘. Eine Sonderstellung nimmt Schaukals temporärer Adelstitel ein, der sym- bolischesKapitaldarstellte.DieNobilitierungdurchKarl I. kurz vorKriegsende blieb nur wenige Monate lang offiziell gültig und wurde im April 1919 durch das Adelsaufhebungsgesetz formal wieder rückgängig gemacht. Daraus resul- tierteeineArtgespaltenerHabitusSchaukals,der zueinernachaußengetrage- nen Lebensführung im Schatten der letztlich unerfüllten Standeserhebung führte. InFormvonmedialenoder fiktionalenDandy-Entwürfen lebteSchaukal einen angeeigneten aristokratischenHabitus vor allem literarisch aus. Als ge- spalten lässt sichderHabitus insofernbezeichnen, als Schaukal seinenAristo- kratismus nicht einfach ausstrahlte, wie dies beim Geburtsadel der Fall ist. Schaukal fasste seinen Habitus kontinuierlich inWorte, entwarf und erklärte ihn,worin gerade derKern jenerAneignung liegt, diewiederumeine bürgerli- cheHaltung impliziert. Das (sichere) ökonomische Kapital basierte bis 1919 auf Schaukals Vergü- tung alsMinisterialbeamter. Sein Einkommendürfte zudemdurch eineMitgift nachder Ehemit der ausNeutitschein (Nový Jičin) stammenden Industriellen- tochterFranziska (Fanny)Hückel (1877–1959)ergänztwordenseinundbiszum KriegsausbrucheinenmondänenLebensstil, dieprivatenAuslandsreisensowie den Erwerb einer Biedermeiervilla in Grinzing ermöglicht haben. Ein amSem- mering gelegenes, als „Haus Immergrün“ bezeichnetes Anwesen erwarb der Dichter 1916mitdemErlösausdemVerkaufeiner Immobilie inBrünn, inderen BesitzernachdemTodderMuttergekommenwar.3 Aus seinerdichterischenTätigkeit konnteSchaukal jedenfalls nicht ausrei- chend ökonomisches Kapital lukrieren; dennoch quittierte er nachKriegsende denStaatsdienst,wasals symbolischerAkt auszulegen ist. Schaukalwar sicht- lichnichtgewillt, einerRepublikzudienen,die inseinenAugenkeineLegitimi- tät besaß. Anfang der 1930er Jahre hält Schaukal rückblickend fest, dass ihn der „Zerfall derMonarchie“ausdemStaatsdienst getriebenhabe: „[I]chwollte nicht teilhaben an einer Erneuerung, die mir die Zerstörung bedeutete. [. . .] Schwere Jahre brachten uns an denRand der Not.“4 In Abwägung der beiden KapitalsortensetzteerseinePrioritätbeimSymbolkapital. DieWahrungundAkkumulierungvonkulturellemKapitalwarschließlichvon entscheidenderBedeutung.VorallemnachdemEndederMonarchiesahSchaukal sein Kulturkapital bedroht, und folglich auch seine dichterische Tätigkeit davon 3 Vgl.Schaukal:BeiträgezueinerSelbstdarstellung,S.9. 4 Schaukal:BeiträgezueinerSelbstdarstellung,S. 123. 82 II SchaukalsEinsatzmittel imSozialraum
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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