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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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und konstituieren den „Raumder Lebensstile“25 oder, so Bourdieu deutlicher: Die Lebensstile sind Produkte des Habitus.26 Diese setzen sich wiederum zu- sammen aus Eigenschaften, objektivierten Gütern (Bücher, Möbel, Kleidung, Häuser etc.) und den Praktiken, die als distinktiveMerkmale zur Abgrenzung gegenüberdenanderenKlassensichtbarseinsollen(zumBeispielTheaterbesu- cheodersportlicheAktivitäten). WennSchaukal abwertendüber Fragender Inneneinrichtungoder desKlei- dungsstils schwadroniert, dann bestätigt er die demHabitus inhärente Funkti- onsweise: die Konstituierung und Konturierung der sozialen Identität in der Differenz.DieGegenständeeinergeschmackvollenEinrichtungwerdenzuBedeu- tungsträgern und Zeichen aufgeladen, die physische Ordnung der Dinge in eine symbolischeOrdnungübertragenund ihreDistinktionsmerkmale ostentativnach außengekehrt.27 SozialeGegensatzpaarebildendabeidieentscheidendenStruk- turierungsformenderhervorgebrachtenPraxisundihrerWahrnehmung.28 SchaukalsGeschmacksurteile richtetensichabernicht alleinauf Innenräume undGebrauchs- oder Sammelobjekte, sondernauchauf die Stadt und ihre archi- tektonischeGestaltung,wie in seiner Kritik an denWiener Zinskasernen ersicht- lichwird, die denUmstand städtischerWohnungsnot unterprivilegierter Klassen gänzlich ignoriert.29 WieAdolf Loos undKarl Kraus sah auchSchaukal einen Zusammenhang zwischen dem architektonischen Ornament im Historismus und Jugendstil, dem sprachlichenOrnament der Phrase in den Zeitungsfeuilletons und einer allgemeinenmoralischen Dekadenz. „Ethik und Ästhetik sind eins“, so eine bekanntePassage inWittgensteins (1889–1951) 1918vollendetemTractatus lo- gico-philosophicus.30 Loos vertritt in Ornament und Verbrechen (1908) den Standpunkt, dass Körperschmuckwie etwa Tätowierungen indigeneAbstam- mungoder kriminelle Gesinnung ausdrücke undVerzierungen somit Zeichen der Vormoderne oder Stigmata eines Verbrechers darstellen. Daher sei „Evo- lution der kultur [. . .] gleichbedeutendmit dem entfernen des ornamentes aus dem gebrauchsgegenstande.“31 Ein ökonomischer Kritikpunkt am Ornament 25 Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 277–278undS.282–283. 26 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 281. 27 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 282–284. 28 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 279. 29 Vgl. das Kapitel „Bemerkungen zur ästhetischenWohnungsnot“ in: Schaukal: Vom Ge- schmack.ZeitgemäßeLaienpredigtenüberdasThemaKultur.München1910,S. 17–22. 30Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. 1922. Online: http://www.gutenberg. org/ebooks/5740§6.421,S.159. (Zuletzt: 11.9.2018). 31 AdolfLoos:OrnamentundVerbrechen. In:AdolfLoos:SämtlicheSchriften inzweiBänden. Hg.vonFranzGlück.Wien/München1962,Bd. 1,S. 276–288,hierS. 277. 3 GeistesaristokratieundKulturkritik 89
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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