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dichterischen Produkt, der Lebensstil. Dieser wird wiederum von Geschmack
undspezifischenPraktikengeprägt, die ihrerseits vomHabitus erzeugtworden
sind. Schaukal formuliert einen ähnlichen Gedanken in seiner 1923 veröffent-
lichtenBiographie über E.T.A.Hoffmann: „dasWerk alsVerobjektivierungdes
Autors, derAutor alsDaseinsgrundund ‚Kommentar‘desWerks, beide sozusa-
gendurcheinseligesDumystischvermählt.“50
Verlage stelltenein störendesGlied imkünstlerischenAnfertigungsprozess
des Buches dar. Dass bestimmteVertriebsstrukturennotwendigwaren, umals
Schriftsteller auch ökonomisch zu reüssieren, war Schaukal bewusst, doch er
kokettiertemit einer Idealvorstellung von opus operatumundmodus operandi.
Den Bourdieu’schen Merkmals-Begriff antizipierend bekannte er 1904 gegen-
überHermannHesse, Isolation gehöre „wie der versierte Schnurrbart und das
gelegentlicheKoquettierenmitdemMonoklezumeinen ‚Merkmalen‘ fürdieÖf-
fentlichkeit, [. . .] diemich einen lyrischenDichter heißt undweder liest noch
kauft, während ichmich imHintergrundmit allenVerlegernund Zeitschriften
nachkurzemHöflichkeitsaustauschenzerstreite.“51
50 Schaukal: E.T.A. Hoffmann. Sein Werk aus seinem Leben. Zürich/Leipzig/Wien 1923,
S. 284.
51 BriefSchaukalsanHesse, 13.September1904,H-NL,LAM.
3 GeistesaristokratieundKulturkritik 93
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik