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Abständen das Münchner Schauspielhaus pachtete und unter Mitwirkung der
dort angestellten Schauspieler innovative Stücke auf die Bühne brachte. Diese
wurden dann unter Umständen ins Hauptprogramm des gut frequentierten
Schauspielhausesübernommen.HeinrichMannverweist aufGabrieleD’Annun-
zios (1863–1938)LacittàmortaundSchnitzlersDergrüneKakadu,dieaufdiesem
Weg einemgrößerenPublikumvorgestelltwerdenkonnten.31 DochwederHein-
richnochThomasMann,derebenfallsüberBeziehungenzumMünchnerTheater
verfügte,konntenoderwolltenSchaukaldortalsDramatikeretablieren.32
1.2 NutzendesMünchen-Netzwerks
Um1902erreichteSchaukals literarischesSchaffeneinenerstenHöhepunkt.Das
war auchauf seineunermüdlicheundoffensiveNetzwerktätigkeit zurückzufüh-
ren, die ihnAnschluss aneineder pulsierendenKulturmetropolender Jahrhun-
dertwende finden ließ. Doch seine gewinnbringenden Kontakte in München
standenuntereinanderkauminVerbindungoderrichtetensich inMomentendes
Konfliktes gegen ihn, wie die Auseinandersetzung Schaukals mit Thomas und
HeinrichMann zeigt. Franz Blei sei ihm, ThomasMann, „nur flüchtig aus der
‚Insel‘ bekannt; persönlichweiß ich nichts von ihm“, so derMitarbeiter Albert
Langens ineinemBriefvom14.November1901,„nichteinmal,ober inMünchen
lebt.“33
In den Jahren 1901/1902 tauschten sich auch erstmals Stefan Zweig und
SchaukalwegenderVorbereitungeinerVerlaine-Anthologieaus.DerBriefverkehr
zwischenZweigundMannsetzteerst 1911ein,ausdiesemJahrstammtderälteste
gegenwärtigbekannteBrief derKorrespondenz.34 Inden insgesamt58Schriftstü-
cken fällt derNameSchaukal ebensowenigwie imBriefwechsel zwischenZweig
undAlfredKubin,der immerhinzuSchaukalswenigentreuenFreundenzählte.35
Anhand der Korrespondenzenmit Thomas und Heinrich Mann erschließt
sich einerseits Schaukals Netzwerkstruktur, die andererseits verdeutlicht, wie
31 Vgl.denBriefHeinrichMannsanSchaukal, 11.Mai 1902,S-NL,WB.
32 ZuSchaukalsWirkenalsDramatikervgl.CorneliusMitterer:„ . . .meinBehagenundmeine
Heiterkeit wuchsen von Seite zu Seite“ –Richard Schaukal unddas Theater. In: Interplay. A
JournalofLanguages,Linguistics,andLiterature, 1. Jg.,Nr. 2 (Mai2016),S.43–62.
33 Brief Th. Manns vom 14. November 1901 an Schaukal, in: Girardi (Hg.): Thomas Mann:
BriefeanRichardSchaukal,S.32 (TMSch6).
34 Vgl. Katrin Bedenig und Franz Zeder (Hg.): ThomasMann – Stefan Zweig. Briefwechsel,
DokumenteundSchnittpunkte.FrankfurtamMain2016.
35 Vgl. FranzHamminger undKlemensRenoldner (Hg.): AlfredKubin– Stefan Zweig. Brief-
wechsel 1909–1937.MiteinemEssayvonHelgaThieme.Brunnenthal2015.
102 III Schaukal inNetzwerkenundFeldernderModerne
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik