Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Seite - 105 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 105 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Bild der Seite - 105 -

Bild der Seite - 105 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Text der Seite - 105 -

IhrenBriefhabenmeinBruderundichneulich,nachdemwirdieDusegesehen, imRaths- keller bei einemguten GlaseWeinmit einander gelesen und Ihrermit warmen Empfin- dungen gedacht. Ihre Ehrlichkeit, Ihre Leidenschaft leuchtete zu klar aus diesem Schreibenhervor,alsdaßEinervonunsIhnennochböseseinkönnte [. . .].44 ImGegensatz zumultiplexenVerbindungen, die einenhohenGrad anKonfor- mität, sozialer Kontrolle und Konfliktlösungsbereitschaft bewirken, prallen in uniplexenNetzwerken die Interessen von Streitparteien unmittelbar aufeinan- der. In diesen dünn besaiteten Strukturen wird der sozialen Beziehung zum WidersachereingeringererWertbeigemessenalsderErfüllungvonEigeninteres- sen.45 Dies ist imVerhältnis zwischen ThomasMann und Schaukal ersichtlich. Zu einem Zeitpunkt, als beide Akteure publizistischen Tätigkeiten nachgingen, um die Etablierung im literarischen Feld voranzutreiben, profitierten sie vom Informationsaustausch.DerKontakt zwischenSchaukal undThomasMann ist– trotzallerpersönlichenFärbungunddemliteraturästhetischenAustausch–über weiteStreckenalsGeschäftskorrespondenzzulesen.BeideDichtersahenum1900 im jeweils anderen einen potentiellen Garanten für die vorteilhafte Karriereent- wicklung.AbererstBeziehungen,diezwischenmehrerenNetzwerkeneineBrücke schlagenundsomit strukturelleLöcher (zumBeispiel Informationsdefizite) schlie- ßen, tragenentscheidendzueinemInformationsvorsprungbei,ausdemdannalle weiterenKapitalsorten akquiriertwerden.46 Schaukal konnte aus ThomasManns Sicht eine solche Brückenfunktion nach Wien nicht erfüllen, da dieser ihm anfangsungefähr ebenbürtig und später sogar unterlegenwar. In der Beziehung zwischen Mann und Schaukal stellte sich spätestens 1904, als der deutsche SchriftstellerzueinemdererfolgreichstenAutorendesdeutschsprachigenRaumes aufgestiegenwar, einenetzwerkstrukturelle Schieflage ein.Verlief derAustausch indenerstenJahrennochsymmetrisch,dabeidevondenInformationenundVer- mittlungsanstrengungen des anderen profitierten, nahm der Austauschprozess balddarauf eineasymmetrischeWendung.WährendSchaukal inknappzweiein- halb Jahrzehnten13 (anfangspositive,abderZwischenkriegszeitnegative)Rezen- sionen von ThomasMannsWerken verfasste,47 befasste sich jener nie öffentlich mitSchaukalsWirken.Mit seinemErfolgwurdenManndieBittsuchendesWiener Kollegensichtlichzuwider.48 44 Brief Th.MannsanSchaukal in:Girardi (Hg.): ThomasMann:Briefe anRichardSchaukal, S. 78 (TMSch47). 45 Vgl.Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 115–116. 46 Vgl.Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 123. 47 Vgl.Girardi (Hg.):ThomasMann:BriefeanRichardSchaukal,S. 209–210. 48 Vgl. denBriefMannsvom14.Oktober 1905 anSchaukal, in:Girardi (Hg.): ThomasMann: BriefeanRichardSchaukal,S. 107–109(TMSch75). 1 VerlagsstrukturenundVerlagsnetzwerke 105
zurück zum  Buch Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne"
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne