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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Das Verhältnis des Nietzsche-Lesers Schaukal89 zur florierenden Zeitungs- und Zeitschriftenkultur des beginnenden 20. Jahrhunderts gestaltete sich – obwohl vongrößerenErfolgengeprägt–ambivalenter, als zudenBuchverlagen. Erwar sichdessenbewusst,dassdieZeitungzumzentralenAustragungsort fürdiePosi- tionenkämpfeder literarischenAkteureavanciertwar.Umdenkunst-undkultur- kritischen, später auch politischen Diskurs mitzugestalten und um Teil dieses Diskurses zu sein, war eine aktive Partizipation mit Kommentaren, Glossen, RezensionenundliterarischenBeiträgenunabdingbar. Indembereitserwähnten Artikel „Wien ohne Zeitung“ ironisierte Anton Kuh 1918 die unzertrennliche Raumsyntax vonWien, Zeitung und Kaffeehaus: Wien ohne Zeitung, so Kuh, „dasheißt:WienohneWien.Denndie Zeitung istWien,WieneineZeitung.Die Stadt lebt erst dann,wennsie sichgedruckt liest.“Bemerkenswert ist KuhsVor- wegnahmederpoststrukturalistischenPosition,dassDiskurse jeneSachverhalte erzeugen, die sie zunächst abbilden. Streik, Krieg oder die „Klauenseuchen aus dem Gmündner Bezirk“ sind in ihrer Dringlichkeit nicht auseinanderzuhalten und sogar inexistent, sobald die Leserschaft auf Urlaubweilt, so die satirische PointeKuhs.90 Dass sich die Konflikte allerdings nicht allein auf Auseinandersetzungen im diskursiven Raum beschränkten, musste der Verleger des Neuen Wiener TagblattsMoritz Szeps (1835–1902) ameigenenLeib erfahren. Szepswar inbe- sonderem Maße antisemitischen Anfeindungen durch Georg von Schönerer (1842–1921) ausgesetzt, die unter anderem zur Verwüstung seiner Redaktions- räume führten.Politisch-ideologischeGrabenkämpfeunddienachwievorprä- valenten Zensurmaßnahmen dämmten das sich ausbreitende Medium jedoch nichtein,91undderAufstiegderPressebrachteeinstetigwachsendesHeervon Journalisten hervor. Auch Schriftsteller, die sich selbst als Buchautoren ver- standen,konntennicht längerandenVerlockungendervergleichsweisehohen Honorarevorbeisehen.92AutorenundAutorinnenwieAdaChristen (1839–1901) fanden inderUnterhaltungsliteratur zwar ihrAuskommen, dochdieAkzelera- tion der Produktionsprozesse und die demQuantitätsprinzip folgende Entloh- nung per geschriebener Zeile begünstigten das „literarische Manchestertum“ des Pressebetriebs, in dem sich die „Phrase“ ausbreiten konnte, so die kultur- kritischePolemikvonKarlKraus.93Die Industrialisierung stellte alsonicht nur 89 Vgl.Pietzcker:RichardvonSchaukal,S. 76–77. 90 Kuh:Zeitgeist imLiteratur-Café,S. 26–29. 91 Vgl.Lorenz:WienerModerne,S.34–35. 92 Vgl.Bachleitner/Eybl/Fischer:GeschichtedesBuchhandels inÖsterreich,S. 235. 93 KarlKraus:DieVertreibungausdemParadiese. In:DieFackel,Nr. 1 (April 1899), S. 12–23, hierS. 15. 2 PublizistischeNetzwerke 115
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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