Seite - 119 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Bild der Seite - 119 -
Text der Seite - 119 -
inunregelmäßigenAbständenBeiträge inderMünchnerSatirezeitschriftmitder
rotenBulldogge.106DasvonAlbertLangen–„einenochnichtgeklärteMischung
vonMäzenundGeschäftsmann“107–gegründeteBlatt entwickeltesichvorallem
inder frühenPhase seinesBestehens zumSprachrohr für subversive, satirische
undmoralischeBeiträgeerstenRanges.108Die„großeZeit“derZeitschriftbeläuft
sichaufdie Jahrezwischen1896und1914,danachübernahmderSimplicissimus
dienationalpatriotischeVorgabe desDeutschenReichs, rief dazu auf, Kriegsan-
leihenzuzeichnenundversankwährenddesNationalsozialismus in linientreue
Bedeutungslosigkeit.109
InderFrühphaseveröffentlichtederSimplicissimus literarischeundgezeich-
nete Beiträge von Künstlern, zu denen Schaukal dann auch Kontakte knüpfte
oderbereits geknüpfthatte, etwaRichardDehmel (1863–1920), ThomasTheodor
Heine (1867–1949), Alexander Roda Roda (1872–1945), Hermann Hesse, Arno
Holz,KarlKraus,AlfredKubin,HeinrichundThomasMann,RainerMariaRilke,
Hugo Salus und Arthur Schnitzler, sodass von einer Einbindung Schaukals in
dasSimplicissimus-NetzwerkdurchausdieRedeseinkann.110
Mit Blick auf Schaukals frühe Erfolge in der angesehenen Gazette stellte
Claudia Girardi zu Recht die Frage: „Wie kommt dieser junge, relativ unbe-
kannteVerfasser reichlichpathetischer unausgereift-schwermütiger Reimereien
in den Simplicissimus zwischen die Frank Wedekinds, Thomas Manns, Peter
Altenbergs, Richard Dehmels und gar Georg Herweghs?“111 Zum einen, weil
Schaukal nachder ästhetischenModeder Zeit schrieb.Andererseits erfüllte der
jungeDichtermit einerzwischenselbstironischerPersiflageund innovativerTo-
nalität changierendenLyrikgenaudieprogrammatischenErwartungendesSim-
plicissimus, vor allemAlbert Langens.DerVerleger akzeptierte zwarbeiweitem
nicht jedender von Schaukal eifrig nachMünchen gesandtenBeiträge. Aller-
dingszeugendie 15zumTeilmit ZeichnungenTh.Th.HeinesversehenenVer-
öffentlichungen inder ‚großenZeit‘desSimplvoneinemnichtunerheblichen
106 Alle Ausgaben sind online abrufbar unter www.simplicissimus.info (zuletzt aufgerufen
am31. Juli 2019).
107 HermannSinsheimer:DerSimplicissimus. In:Literatur inBayern,Sonderheft Simplicissi-
mus(1996),S.4–16,hierS.4.
108 [Anon.]:DerNameSimplicissimusunddieEntstehungdersatirischenZeitschrift. In:Lite-
ratur inBayern,SonderheftSimplicissimus(1996),S. 2–3.
109 Sinsheimer:DerSimplicissimus,S. 16.
110 Versuchte sowie einmalige Kontaktaufnahmen beziehungsweise nicht mehr auffindbare
weitereKorrespondenzstückebetreffenEmanuelvonBodman(1874–1946)undSelmaLagerlöf
(1858–1940).
111 ClaudiaGirardi:SchwüleLeidenschaft.RichardSchaukalundder„Simplicissimus“. In:Li-
teratur inBayern,SonderheftSimplicissimus(1996),S.67–69,hierS.67.
2 PublizistischeNetzwerke 119
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik