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auch Rilke in Kontakt stand und der ebenfalls für den Simplicissimus schrieb,
hätten sich „aus dem sonnenfunkelnden gesunden Revier wohl nur verirrt in
diesemond-silbernüberflossenenTraumgehege.“131
2.4 DeutscheKunstundDekorationundDerSturm
Über die Vermittlung Heinrich Vogelers gelangte Schaukal zu einer weiteren,
imdeutschenKaiserreich erscheinendenKunst- undKulturzeitschrift. Die vom
DarmstädterVerlegerAlexanderKoch seit 1897publizierteDeutscheKunst und
Dekoration entwickelte sich zum Sprachrohr des dekorativen Jugendstils. Die
Zeitschrift behandelte FragenderArchitektur und Innendekoration und stellte
innovative künstlerische Techniken vor. Begleitet wurde dies von fotografi-
schenundgemaltenAnschauungsbeispielenbeziehungsweisevonliterarischen
undkulturkritischenBeiträgen.132
Zwischen1905und1912veröffentlichteSchaukal inDeutscheKunstundDe-
koration insgesamt zehn Arbeiten, die als Glosse oder in fiktiver Dialogform
(innen-)architektonische sowie künstlerische Themen behandelten. 1908 er-
schien in der vormals der Jugendstilästhetik verpflichteten Zeitschrift die an
Adolf Loos angelehnte Polemik „Gegen das Ornament“. Schaukal gehörte zu
den frühen Verehrern des ebenfalls aus Brünn stammenden Architekten und
vertratdessenPositionundLinievehement.
Auch imersten Jahrgangderab1910 inBerlinerscheinendenundvonHer-
warthWalden herausgegebenen expressionistischen „Monatsschrift für Kultur
und die Künste“Der Sturm veröffentlichte Schaukal einen Beitrag über Loos.
Darinhuldigte erdem„starkenEinsamen“, der sichalsEinzigergegendie ziel-
losen künstlerischenBestrebungenWiens gerichtet und einen ebenso simplen
wie kultivierten Stil entwickelt habe. Die alle geistigenwie künstlerischen Be-
reiche umfassenden Impulse der Metropole empfand Schaukal aufgrund des
FehlenseinereinheitlichenmoralischenLiniealsproblematisch:
DiewechselndeFarbedesöffentlichenLebens istbedingtdurchzahlreicheunkontrollier-
bareStrömungen,StimmungenunterderOberfläche.AlleGegenständeordnensichsym-
phonisch in dennachgiebigenRahmen ein. Selbst der politische und sozialeHaß enträt
nicht der– so leicht in die Roheit umzuschlagen geneigten–Gemütlichkeit. Und alles,
131 Schaukal:Avalun,S. 1579.
132 Vgl. die Information zur Zeitschrift auf derWebsite desDigitalisierungsprojektes: http://
www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/kunst/digilit/artjournals/dk_deko.html (zu-
letztaufgerufenam31. Juli 2019). 2 PublizistischeNetzwerke 125
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik