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bis auf das Schlendern der Bummler –man sieht hier seltenMenschen, die eilen– hat
ein leichtkünstlerischesGepräge.133
Weitere Akteure, die regelmäßig in Der Sturm publizierten, waren Loos und
KarlKraus,die einenichtkonfliktfreieBeziehungverband. InderFackelwurde
der Architekt vor allem wegen seiner Rezensionen für die Neue Freie Presse
mehrfachkritisiert.Noch1904schriebKraus:
Der Architekt Adolf Loos hat eine Zeitlang in der ‚NeuenFreien Presse‘Modewaren und
kunstgewerblicheGegenstände inseiner leichtfertigglücklichenundinteressantenArt re-
zensiert. [. . .] Seit Loos ist aber das Blatt, dessenHerausgeber sich offenbar noch nicht
reichgenugdünken,aufdenGeschmackdesvonliterarischerFederbesorgtenWarenlobs
gekommen.134
Diese Invektiven endeten 1906. Etwa zur gleichen Zeit trafen Loos und Kraus
regelmäßig inderWiener„LöwenbräuBierhalle“zusammen.Am23.April 1911,
25. April 1911 und 1. Mai 1911 sandte Loos an den Stammtisch in der Teinfalt-
straße 12 (bzw. an Karl Kraus direkt adressierte) Postkarten aus dem algeri-
schen Biskra und aus Tunis, Ziele, die er gemeinsam mit dem Maler Carl
LeopoldHollitzer (1874–1942)bereiste.135
LinaLoos (1882–1950),dieFraudesArchitekten,bezeichnetedieTischrunde
alsPeter-Altenberg-Stammtisch,andemEgonFriedell (1878–1938)undzeitweise
auch ErichMühsam (1878–1934) saßen.136 Der Kreis etablierte sich um 1905 in
jenemnachderMünchnerBiermarkebenanntenGasthaus,welchesdasgesamte
ErdgeschoßeinesZinshauseseinnahm.DerAbriss imJahr1911bedeutetevermut-
lich auch das Ende der Künstlertreffen rund umAltenberg, Kraus und Loos.137
EineTeilnahmeSchaukals andenStammtischrunden ist nicht belegt; allerdings
ist eine kurze Korrespondenz mit Loos erhalten, der sich in einem Brief ohne
DatummiteinerBitteandenbereitsbekanntenRezensentenwendet:
133 Schaukal: Geistige Landschaftmit vereinzelter Figur imVordergrund. In:Der Sturm, 1. Jg.,
Nr. 13 (26.Mai1910),S.101–102,hierS.101.
134 KarlKraus:DerGlanzlederfauteuil. In:DieFackel,Nr. 161 (5.Mai 1904),S.8–13,hierS.9.
135 DieseBriefe lagen ineinerMappegemeinsammitweiterenvonKrausanSchaukal adres-
siertenTelegrammen,diesich imSchaukal-Nachlass inderWienbibliothekbefinden.
136 Vgl. LinaLoos:DasBuchohneTitel. ErlebteGeschichten.Hg. vonAdolfOpel.Wien2013,
S. 75;vgl. auchHansVeigl:KarlKraus,dieWienerModerneunddasWienerKabarettnachder
Jahrhundertwende. In: Hundert Jahre Kabarett. Zur Inszenierung gesellschaftlicher Identität
zwischen Protest und Propaganda. Hg. von Joanne McNally und Peter Sprengel. Würzburg
2003,S.39–50,hierS.46.
137 Vgl.dieunveröffentlichtenErinnerungendes JuristenAdolf Seitz in:Timms:Dynamikder
Kreise,S.67–68.
126 III Schaukal inNetzwerkenundFeldernderModerne
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik