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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Einleitende Überlegungen10 ihren Führungsanspruch auf diesem Feld in demokratisch offener Abstimmung eindrucksvoll zu bekräftigen. Max Adler, führender Theoretiker des Austromar- xismus, steckte in seiner Broschüre Demokratie und Rätesystem (1919) dabei die Grenzen klar ab. Gestärkt durch das Wahlergebnis, das den Sozialdemokraten einen über 90-prozentigen Vertretungsanspruch zugestand, wies er die radika- leren politischen Forderungen der KP-Fraktion in Schranken, die auf nur knapp fünf Prozent gekommen war. Freilich musste die österreichische Sozialdemokra- tie auf einem zentralen ideologisch-ökonomischen Konflikt-Feld, dem der von ihr angestrebten Sozialisierung der Schlüsselindustrien, noch im Lauf des Jahres 1919 eine herbe Niederlage zur Kenntnis nehmen. Vor diesem Hintergrund ist daher in Erinnerung zu rufen, dass  – so auch der Rechtsphilosoph Hans Kelsen  – durch den revolutionären Akt des Bruches zur monarchischen Staatstradition bereits vor Kriegsende (!)  und durch die ein- gerichtete provisorische Regierung der Republik (Deutsch-)Österreich2 trotz Adaption alter Verfassungsbestände realpolitisch auch Elemente sowjet-bol- schewistischer Strukturen (Arbeiter- und Soldatenräte), allerdings im Verbund mit sozialdemokratischen Politstrategien, zum Tragen gekommen sind. Manche Umstände der Genese der Ersten Republik weisen daher, was konservativ-ka- tholische Programmzeitschriften bald aggressiv anprangerten,3 Parallelen zum sowjetrussischen Modell und zugleich konkurrierende Perspektiven demokra- tischer Staatswerdung zu ihm auf  – und zwar schon seit Ende 1917:  Letzteres belegen auch mehrere, meist anonym gezeichnete Beiträge von Otto Bauer in der Arbeiter-Zeitung beziehungsweise seine unter dem Pseudonym Heinrich Weber veröffentlichte Broschüre Die russische Revolution und das europäische 2 Vgl. Hans Kelsen:  Verfassungsgesetz der Republik Deutschösterreich (1919). In:  ders.:  Werke. Hg. von M.  Jestaedt. Bd.  5. Tübingen:  Mohr-Siebeck 2011, S.  31–38, bs. S.  37:  „Die Gründung des Staates Deutschösterreich trägt rein revolutionären Cha- rakter, denn die Verfassung, in der die rechtliche Existenz des neuen Staates zum Ausdruck kommt, steht in keinem rechtlichen Zusammenhange mit der Verfassung des alten Österreich.“ 3 Zu nennen ist hier insbes. die Programmzeitschrift des politischen Katholizismus Das neue Reich [NR], die aggressiv gegen die Republik Stellung bezog und die demokra- tische Verfasstheit als Produkt einer bolschewistisch-jüdischen Verschwörung gegen die Legitimität des alten Staates, als „jüdische Infiltration“, denunzierte. Vgl. dazu Bei- träge wie z.B. N.N.:  Die Schieber und die Revolution. In:  NR, H.  3/1919, S.  49; Grf. Czernin:  Hoch Lueger! In:  NR, H.  20/1920, S.  299–301, bs. S.  301:  „Judentum und Revolution sind unzertrennliche Begriffe.“
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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