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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Einleitende Überlegungen12 wieder distanzierten.5 Ähnliche Positionen, von Max Adler und Franz Blei inspi- riert, vertrat Hermann Broch 1919–20 in seinem Essay Konstitutionelle Diktatur als demokratisches Rätesystem, in dem er sogar eine Teilung der Macht zwischen Parlament und Rätesystem als Denkmöglichkeit in Erwägung zog.6 Adler wie- derum bekräftigte die austromarxistischen Trennlinien in seinem Nachruf auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, denen er mit Respekt Reverenz erwies, nicht ohne kritisch anzumerken, dass die Diktatur des Proletariats, die er 1919 keineswegs als Option ausschloss, „nur Werk der ganzen Klasse des Proletariats sein kann“.7 Rezeptionsgeschichtlich, aber auch kulturtheoretisch gesehen ergaben sich somit andere, partiell kompatibel wirkende, partiell schärfer in Konkurrenz stehende Wechselbeziehungen zwischen sowjetisch-russischen Konzepten und österreichischen (nicht nur) austromarxistischen Interessenslagen. In der 5 Vgl. Adolf Loos:  Richtlinien für ein Kunstamt. Wien 1919; online verfügbar unter:  https://www.schoenberg.at/schriften/T22/T22_01/T22_01_0.jpg; zur Distan- zierung vgl.:  https://www.schoenberg.at/schriften/T39/T39_06/T39_06_1.jpg (Zugriff vom 6.9.2018):  „Damals, als der Besitz vernünftiger fünf Sinne rechts und links von Bolschewismus bedroht war; […] wo es den Kopf kosten konnte, nichts zu sagen, was den Parteien Vergnügen macht!“ 6 Hermann Broch:  Konstitutionelle Dikatur als demokratisches Rätesystem. Erstdr. in:  Der Friede (Wien, 11.4.1919), zit. nach:  ders.:  Gedanken zur Politik. Frankfurt a.M.:  Suhrkamp 1970, S.  11–23, bs. S.  17 u.  S.  23:  „Die Zweiteilung der gesetzgeberi- schen Gewalt in ein demokratisches Parlament und ein demokratisches Rätesystem ist für den Augenblick das einzige Mittel, um die Forderung und das tiefe Bedürfnis der Sozialdemokratie nach Aufrechterhaltung der Demokratie bei gleichzeitiger ziel- strebiger Diktatur des Proletariats zu befriedigen […] den Bürgerkrieg verhindern, das Proletariat aber vor der damit verbundenen physischen und psychischen, öko- nomischen und kulturellen […] Verelendung behüten kann.“ 7 Max Adler:  Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. In:  Der Kampf, H.  2/1919, S.  74–86, hier S.  75; Therese Schlesinger:  Das Rätesystem in Deutschösterreich. In:  Der Kampf, H.  4/1919, S.  177–182, in dem unter anderem unmissverständlich der politische Füh- rungsanspruch formuliert wird („Heute aber, da das sozialdemokratische Proletariat die Macht ergreifen und den Sozialismus verwirklichen soll, ist es gezwungen, die ganze Masse der Ausgebeuteten unter seinen Einfluß zu bringen und darf darum weder die weiter rechts noch die weiter links Stehenden gesonderte Wege gehen lassen“; S.  178). Zur Grenzziehung vgl.:  „Der Ausbau des Rätesystems, der nun von der deutschöster- reichischen Sozialdemokratie durchgeführt wird, bedeutet aber noch keineswegs die Einsetzung einer Räteregierung, wie sie in Rußland und Ungarn besteht […], bedeutet keineswegs die Ablehnung der Nationalversammlung durch die Sozialdemokratie.“ (S.  180).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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