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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Österreichisch-sowjetische Kulturkontakte 1918/38 47 verdrängte die avantgardistischen Strömungen. Musik sollte nur noch als politi- sches Instrument des „Sozialistischen Aufbaus“ dienen. Diese Politisierung des Musiklebens in der UdSSR wurde Ende 1931 im Anbruch-Sonderheft „USSR“ offenbar, in dem die Redaktion der UE-Zeitschrift ausschließlich sowjetischen Beiträgen Raum gab. Redakteur Alfred Schlee erklärte dazu:  „Es wäre völlig falsch, von einer aufgezwungenen politischen Propaganda zu sprechen. Die Politisierung der Kunst ist nur eine Bestätigung dafür, wie tief die Aufbauidee [in der UdSSR; Anm.] bereits Wurzel gefaßt hat“.69 Die Aussage ist durchaus kri- tikwürdig, denn die VOKS hatte eine Vorauswahl an Autoren getroffen, sodass frühere Korrespondenten des Anbruch wie Viktor Beljaev und Igor’ Glebov (d.i. Boris Asaf’ev) keinen Platz fanden. Die genaue Kontrolle der Beiträge durch die sowjetische Seite verzögerte das Erscheinen des Sonderhefts,70 das gleichsam die Wende in der sowjetischen Musikpolitik hin zur Isolation markierte. Der ehe- malige Volkskommissar für Bildung Anatolij Lunačarskij sprach darin von der Entstehung einer „proletarischen, revolutionären Musik […], deren Sinn und Zweck mit der Tradition der europäischen Kunstübung nichts mehr gemein hat“.71 In letzter Konsequenz bedeutete dies in Zeiten des „verschärften Klas- senkampfes“ die Abkehr und Verurteilung von „bürgerlicher“  – auch moder- ner  – Musik, wie der Leitartikel von Paul Weiß verdeutlichte.72 Ende 1932 löste übrigens der Verlag Meždunarodnaja Kniga die Zusammenarbeit mit der UE, die großen Anteil an der Verbreitung moderner sowjetischer Musik im Ausland hatte. Aufgrund dessen musste 1933 auch die seit 1925 bestehende „Russische Abteilung“ der UE schließen.73 In der österreichischen „Russlandliteratur“ dieser Zeit spielte der „Sozia- listische Aufbau“ gleichfalls eine wichtige Rolle:  Besonders hervorzuheben ist Lili Körbers fiktives Tagebuch Eine Frau erlebt den roten Alltag, für das Körber 1930/31 in der UdSSR unter anderem mithilfe der VOKS recherchiert hatte. Die Protagonistin der Geschichte  – eine Schriftstellerin, die zu Recherchezwecken in den Leningrader Putilov-Werken mitarbeitet  – entwickelt sich während dieser Zeit von einer individualistischen Sympathisantin mit wenig Klassenbewusstsein 69 Alfred Schlee:  Nachwort. In:  ANB, H.  8–10/1931, S.  206. 70 Vgl. GARF R-5283/1a/167, 32:  VOKS an Asmus, 20.9.1931; ebd., 33:  VOKS an Asmus, 30.9.1931. 71 A. Lunatscharsky:  [Vorwort]. In:  ANB, H.  8–10/1931, S.  171. 72 Vgl. Paul Weiß:  Musik einer neuen Welt. In:  ebd., S.  173–178. Vgl. dazu:  Redepenning, Geschichte, S.  164–168. 73 Vgl. GARF R-5283/1a/246, 30–34:  Nekundė an Lerner, 28.1.1934; Bobrik, Venskoe Izdatel’stvo, S.  48.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹