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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Russlandbilder bei Weiß, Musil, Lania und Rundt 75 und daher zu empfehlende Schrift, die sich, so Paul Friedländer, gegen fal- sche Sympathisanten wie zum Beispiel die Futuristen richte,29 wird bei Lania zu einem Zeitpunkt, als Trotzki als Kulturpolitiker noch außer Streit stand und die Parteilinie mitzubestimmen imstande ist,30 zu einem zentralen Referenztext über die Positionierung der Literatur innerhalb der sowjetrussischen und sozia- listischen Kultur. Trotzkis Buch räume „mit den Thesen und Edikten der zünft- lerischen revolutionären Literaturhistoriker auf“. Wer und was konkret gemeint ist, wird zwar nicht präzise genannt, doch die als Zitate ausgegebenen Text- stellen des Feuilletons erlauben zwei Schlussfolgerungen:  zum einen die, dass Lania (beziehungsweise das Ich des Feuilletons) die Ansichten Trotzkis dort teilt, wo von einer Absage an eine bloß „ultraradikale“ proletarische Kultur, welche bürgerliche Traditionen völlig negiere, die Rede ist, um ihr „Achtung vor jeder schöpferischen Kulturleistung“ abzufordern. Nicht die „übertriebene futuristi- sche Ablehnung der Vergangenheit“, in der „ein Nihilismus der Boheme“ stecke, stehe daher zur Diskussion, sondern eine Überwindung derselben nach voran- gegangener Aneignung. Daher wäre es verfrüht, Texte „begabter oder talentier- ter Proletarier […] als proletarische Literatur“ aufzufassen, da es ja noch keinen „proletarischen Stil“, keine genauere Vorstellung von „Proletkult“ gebe. Zum anderen nehme Trotzki die Kunst und die Literatur vor allzu massiven Eingrif- fen der Partei in Schutz:  „Das Gebiet der Kunst ist nicht das Feld, wo die Partei zu kommandieren berufen ist“,  – eine These, die in den nachfolgenden Sätzen unter Anerkennung seiner dialektisch-strategischen Kompetenz eingeschränkt, aber nicht grundsätzlich verworfen wird.31 Lanias Fazit, das sich im Grunde mit dem bei Trotzki in seiner Schrift entwickelten deckt, allerdings nicht dessen spezifische Utopie von der Entfaltung eines neuen, von Kultur geradezu durch- fluteten, Technik und Natur in sich auf einer höheren Ebene auflösenden Men- schentypus in den Blick nimmt,32 schließt mit einer kurzen Replik Majakowskis, 29 Paul Friedländer:  Drei Bücher Trotzkis. In:  Die Rote Fahne (16.5.1924), S.  2f. 30 Dies wird z.B.  aus der Ende Juni 1924 gehaltenen Rede Trockijs vor dem Schriftsteller- verband in Moskau deutlich, in der er sich offen gegen Maxim Gorki aussprach; vgl. dazu:  N.N.:  Aus dem Land der Finsternis. Sie richten Tolstoi. In:  Der Arbeiterwille (2.7.1924), S.  4. 31 Leo Lania:  Der Feldherr als Ästhet. In:  Prager Tagblatt (9.7.1924), S.  3:  „Es ist grund- falsch, der bürgerlichen Kultur und der bürgerlichen Kunst die proletarische Kultur und die proletarische Kunst entgegenzustellen …“ 32 Zur utopischen Dimension von Trotzkis Schrift vgl. Iring Fleischer:  Leo Trotzki. Literatur und Revolution. In:  Die ZEIT, Nr.  17/1983, online unter:  http://www.zeit. de/1983/17/literatur-und-revolution/seite-2 (letzter Zugriff:  19.10.2016).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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