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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Rebecca Unterberger104 für sowohl Russland als auch die USA zu sein. „Amerikanisierung des Sowjet- staates“ laute die Parole der „bolschewistischen Erneuerer“, und die US-ameri- kanischen Dichter feiern „die kommunistische Wirtschaftsordnung“, womit sie das Lesebedürfnis der finanzpotenten amerikanischen Bourgeoisie bedienen, die nach Berichten über das „halbasiatische Märchenland an der Wolga“ ver- lange, in dem „Genossen“ „in paradiesischer Eintracht“ leben.30 4 „Dostojewski-Russen“ im Lichte amerikanischer Sachlichkeit Ein Interesse an dem „eurasischen Riesenreich der unbegrenzten Möglichkei- ten“31 bestand unleugbar auch in der Ersten Republik, wo man sich von offizieller Seite bemüht zeigte, nicht zu sehr mit dem ‚Roten Osten‘ auf ‚Tuchfühlung‘ zu gehen.32 Eine Entsprechung fand dies in im Feuilleton der bürgerlichen bezie- hungsweise konservativ-reaktionären Tagespresse lancierten Warnungen vor sowjetverherrlichender ‚Tendenzschreiberei‘ und ‚Propaganda‘.33 1928 etwa echauffierte sich der im bürgerlichen Boulevard verankerte Hans Liebstoeckl darüber, dass das „Ausland […] außerordentlich nett zu den Russen“ sei und „waggonweise“ deren literarisiertes „Nationalleid“ importiere, „obzwar man die ganze russische Literatur kennt, wenn man einen davon gelesen hat“.34 In dieser Aburteilung klingen Topoi an, die immer wieder in kritischen Aperçus zur rus- sischen Literatur(-tradition) auftauchen:  zum einen, dass es sich hierbei stets um eine, so etwa Fritz Rosenfeld, „politisch mehr oder minder scharf tendierte Lite- ratur“ gehandelt habe (schließlich haben im 19.  Jahrhundert Roman, Drama und Gedicht „die verbotene politische Streitschrift ersetzen“ müssen);35 zum ande- ren, dass ungeachtet dieser gesellschaftskritischen Tendenz bis dato vornehm- lich, wie Stefan Zweig es formuliert hat, „Adelsdichter“ wie Lev Tolstoj oder 30 Vgl. ebd. 31 st-g. [d.i. Julian Sternberg]:  Globetrotter erzählen über Sowjetrußland. In:  NFP (20.5.1931), S.  11. 32 Vgl. dazu den Beitrag von J.  Köstenberger. 33 Vgl. Arnold Höllriegel [d.i. Richard A. Bermann]:  Der Bolschewismus als Gefahr und als Hoffnung. In:  Der Friede, Nr.  51/1919, S.  582; Edwin Rollett:  Leonid Leonow. In:  Wiener Zeitung (18.8.1926), S.  3; Nikolaus Basseches:  Russische Jugend und ihre Ziele. In:  NFP (25.12.1927), S.  9f.; L.H.:  Vom altrussischen Heldenlied zur bolsche- wikischen Dichtung. In:  RP (31.8.1924), S.  15. 34 Hans Liebstoeckl:  Russendrama. In:  Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, H.  38/1928, S.  4. 35 Fritz Rosenfeld:  Maxim Gorki. In:  Bildungsarbeit, H.  4/1928, S.  79–82.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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