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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 111 -
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Miszellen zum Amerika-Russland-Diskurs 111 durch einen „Europäischen Bund“ mit gemeinsamer Außen-, Handels- und Verteidigungspolitik beigekommen werden  – zunächst, denn:  „Die Ergänzung des europäischen bildet der abendländische Zusammenschluß:  Atlantis. Zwi- schen Paneuropa, den britischen Dominions und Panamerika muß eine innige Gemeinschaft geschaffen werden“.62 Die Neue Freie Presse gestand dem Führer der Paneuropa-Bewegung zu, mit seiner Broschüre Stalin richtig als „roten Napoleon“, dessen Diktatur das Versagen der kommunistischen Wirtschafts- methoden beweise, entlarvt zu haben,63 wohingegen Haydu sich in Rußland 1932 an Coudenhove-Kalergis Fehlprognosen stieß.64 Bereits in dem mit sta- tistischem Material und Aperçus zu aktueller ökonomischer Wissenschaftsli- teratur durchwirkten Essay Ins Chaos? hatte Haydu die Weltwirtschaftskrise als Beleg für die Dysfunktionalität des kapitalistischen (Welt-)Systems skizziert.65 Ohne Amerika geht es nicht, gab sich 1930 dagegen auch der aus der Ukraine gebürtige Wiener Schriftsteller Emil Müller-Sturmheim überzeugt, als er ange- sichts der wirtschaftlichen Instabilität Zentraleuropas für eine „Verschmelzung amerikanischen und europäischen Wesens“ plädierte und als Grund hierfür ins Treffen führte:  „Der Durchschnittsrusse hat den Lebensstandard eines bes- seren Haustieres, während tausende amerikanische Arbeiter mit eigenem Auto zur Fabrik fahren.“66 6 Synopse(n):  AMERIKA EUROPA RUSSLAND Pathogramme, die das Vorwalten von „Amerikanismus“ und „Bolschewismus“ als Menetekel für den Untergang des ‚Abendlandes‘ deuteten, provozierten auch dazu, Perzeptionsmustern nachzuspüren. Eine „falsche Angst vor der Mechani- sierung des Lebens“ mache „so verstockte Intellektuelle wie etwa Franz Werfel zu Maschinenstürmern“, polemisierte Béla Balázs gegen Werfels Warnruf vor Hyper-„Realismus“ als zugleich Plädoyer für bürgerliche „Innerlichkeit“:  Sie werfen „Amerikanismus und Bolschewismus in einen Topf, weil das russische Proletariat nicht gewillt ist, auch weiterhin in unzivilisierter, tierischer Primi- tivität zu leben“, und träumen sich „in ihrer dampfgeheizten und elektrisch 62 Richard Coudenhove-Kalergi:  Stalin & Co. Leipzig:  Paneuropa 1931, S.  32. 63 N.N.:  Der gewandelte Bolschewismus. In:  NFP (22.11.1931), S.  5. 64 Vgl. Haydu, Rußland 1932, S.  235–241. 65 Vgl. ders.:  Ins Chaos? Tragödie der Bauern, der Arbeiter, des Kapitals. Zürich–Leip- zig–Wien:  Amalthea 1931. 66 Emil Müller-Sturmheim:  Ohne Amerika geht es nicht. Wien:  Amalthea 1930, S.  5f. bzw. 59.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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