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Walter Fähnders
Eine Frau erlebt den roten Alltag.
Lili Körbers „Tagebuch-Roman“ über die
Putilow-Werke
Abstract: Lili Körber mainly lived and worked in Vienna from the middle of the 1920th
until her forced emigration. In 1932, Körber presented a much-discussed ‘diary-novel’
about her experiences in the Soviet-Russian Putilow factory. The innovative approach
of using fictional and factual writing strategies allowed Körber to emphasize aspects of
the workflow in Socialist contexts. Contrary to many contemporary Russia books, she
succeeded in a montage-synthesis of highly literary and new-objective methods and
passages.
Lili Körber (1897–1982) gehörte zu jener Generation schreibender Frauen in
Deutschland und Österreich, die bei Ende des Ersten Weltkriegs beziehungs-
weise zum Zeitpunkt ihrer ersten Veröffentlichungen zwischen zwanzig und
dreißig Jahre alt waren.1 Es war die Generation so markanter deutschsprachi-
ger Debütantinnen wie Veza Canetti, Marieluise Fleißer, Mela Hartwig, Gina
Kaus, Irmgard Keun, Ruth Landshoff-Yorck, Erika Mann oder Anna Seghers.
Ihre literarischen Karrieren wurden durch die politischen Zäsuren von 1933
beziehungsweise 1938 in der Regel unterbrochen, selten gelang unter den ganz
anderen Lebens- und Arbeitsbedingungen des Exils ein Neustart. Auch Lili
Körber, die während der zwanziger und dreißiger Jahre in Berlin, Wien und
anderswo lebte und publizierte, musste 1938 aus Österreich fliehen. Dass Lili
Körbers Schreibinteresse ganz besonders Russland galt, wie nicht allein ihr
1932 bei Rowohlt in Berlin erschienenes Russland-Buch Eine Frau erlebt den
roten Alltag belegte, hatte biographische und politische Gründe, die zunächst
zu skizzieren sind.
1 Zu dieser Generation vgl. die Einleitung zu: Walter Fähnders/Helga Karrenbrock
(Hgg.): Autorinnen der Weimarer Republik. Bielefeld: Aisthesis 2003, S. 7–19; zu
Körber vgl. auch das Online-Porträt v. Walter Fähnders unter http://litkult1920er.
aau.at/?q=portraits/lilli-koerber (letzter Zugriff: 1.1.2017).
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Titel
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Untertitel
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Autor
- Primus-Heinz Kucher
- Herausgeber
- Rebecca Unterberger
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 466
- Kategorie
- Kunst und Kultur