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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 179 -
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Gregors Sowjetreise und Das russische Theater 179 Die unmittelbare Nachkriegszeit Wiens war kein schlechter Boden für die Theatermoderne; interessanterweise wurde sie zu einem maßgeblichen Teil von Ausstellungen vermittelt. Dies mochte zwei Gründe haben:  einerseits handfeste finanzielle, andererseits eine mit der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen des Jahres 1892 begründete spezifisch Wiener Ausstellungstradi- tion. Ein Kristallisationspunkt hinsichtlich der Vermittlung der Theatermoderne in Wien war zweifellos der Herbst des Jahres 1924. Damals veranstaltete die Gemeinde Wien im Rahmen des Musik- und Theaterfestes 1924 im Konzert- haus die Internationale Ausstellung neuer Theatertechnik:  eine visionäre Ausstel- lung, die kein Geringerer als Friedrich Kiesler gestaltete und an der sich auch die Theatersammlung der Nationalbibliothek mit 38 Objekten beteiligte. Paral- lel dazu lief in den Räumen der Albertina eine von Joseph Gregor zusammen- gestellte, 546 Objekte umfassende Exposition unter dem Titel Ausstellung von Neuerwerbungen, insbesondere auf dem Gebiete Moderner Theaterkunst. Auch hier war die aktuelle Theatermoderne prominent vertreten. Neben Arbeiten des Futuristen Enrico Prampolini wurden auch Werke der sowjetischen Avantgar- distin Natal’ja Gončarova gezeigt, und zwar  – wie das Plakat nicht uneitel ver- merkt  – aus ihrer eigenen Sammlung.6 Joseph Gregor versuchte also zu diesem Zeitpunkt, die Theatermoderne via Ausstellungen zu vermitteln; ein spezifisches Interesse galt dabei der sowjeti- schen (Theater-)Moderne, zu deren Vertretern bereits Kontakt bestand. Gast- spiele russischer Bühnen wie jenes des Kammertheaters im April 1923 in Berlin unter der Leitung Aleksandr Tairovs waren Gregor nicht entgangen.7 Sicherlich hatte Gregor auch die internationale Diskussion um die Sowjetkunst rezipiert. sowjetische Kunst und Kultur, aber auch seiner Mitgliedschaft in der „Vaterländischen Front“  – von den Nazis als typischer „Konjunkturmensch“ eingestuft wurde; vgl. Heiss, Gregor. 6 Vgl. http://www2.onb.ac.at/sammlungen/plakate/archiv/erwerb/objekt_dezem- ber_2005.htm; zu Prampolini und Kiesler vgl. Arturo Larcati:  Zur Rezeption des italienischen Futurismus in Wien während der 1920er und 1930er Jahre. In:  Primus- Heinz Kucher (Hg.):  Verdrängte Moderne  – vergessene Avantgarde. Diskurskons- tellationen zwischen Literatur, Theater, Kunst und Musik in Österreich 1918–1938. Göttingen:  V& R unipress 2016, S.  95–115, bs. S.  100–106. 7 Vgl. Wladimir Koljasin:  Gastspiele russischer Theater in Berlin in den zwanziger und dreißiger Jahren. Von Ost nach West, von Tairow zu Meyerhold. In:  Irina Anton- owa/Jörn Merkert (Hgg.):  Berlin Mockba 1900–1950. München–New  York:  Prestel 31995, S.  172–177; Galina Makarowa:  Das Moskauer und das Berliner Theater zu Beginn des 20.  Jahrhunderts. In:  ebd., S.  43–45.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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