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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 182 -
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Kurt Ifkovits182 Tairov, Mejerchol’d und andere sowie den Theatralia-Sammler Alekseï Bachru- chin. Im Zuge der Sichtung von Objekten für die Ausstellung rekrutierte Gregor auch Material für die Theatersammlung der Nationalbibliothek und begründete damit einen noch heute international bedeutenden Bestand.17 Außerdem war Gregor von der Nationalbibliothek beauftragt worden, einen Bericht über die Situation der Bibliotheken in der Sowjetunion zu verfassen und Möglichkeiten des Büchertauschs zu sondieren.18 Und vor der Akademie der Kunstwissenschaf- ten hielt er in Moskau einen bereits früher geplanten Vortrag über die Situation der Theaterwissenschaft in Österreich und Deutschland, bei dem übrigens auch Stanislavskij und Tairov anwesend waren.19 Dieser dürfte Gregor überhaupt die Tore in die Sowjetunion geöffnet haben. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als sich Gregor in der Sowjetunion befand, befassten sich offizielle Stellen Österreichs mit der geplanten Ausstellung. Am 5.  März  192720 teilte das Unterrichts- dem Außenministerium mit, dass man die projektierte Ausstellung aus künstlerischen und kunstwissenschaftlichen Erwägungen außerordentlich beachtenswert fände, gab jedoch die politischen Implikationen zu bedenken. Da die „neurussische Theaterkunst auf das Engste mit der dortigen politischen Ideologie verknüpft“ sei, könnte das Projekt als „unmittelbare politische Propaganda“ aufgefasst werden. Die notwendige Mit- arbeit sowjetischer Kräfte würde der Ausstellung „automatisch propagandisti- schen Charakter“ verleihen. Daher ersuchte man das Außenministerium um ein Gutachten unter Berücksichtigung außenpolitischer und staatspolizeilicher Gesichtspunkte.21 Das ebenfalls um ein Gutachten gebetene Außenamt ver- suchte derartige Bedenken zu zerstreuen. Da das Material nur zu geringerem Teil aus der Sowjetunion kommen werde, seien die „allfällig zu befürchtenden propagandistischen Folgewirkungen auf ein Minimum einzuschränken“.22 Diese Position des Außenamtes blieb die Ausnahme. Eine Note des Bundeskanzler- amtes vom 31.  März  1927 teilte mit, dass die Polizeidirektion eine derartige Aus- stellung als „Agitationsmittel“ einstufe, die „hiesige kommunistische Kreise“ 17 Vgl. hierzu den Beitrag von Barbara Lesák. 18 Vgl. Joseph Gregor an den Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek [Josef Bick], Bericht vom 15.6.1927, ÖNB, GD/AVA 1927:  Gregor berichtete über das Buchwesen in der Sowjetunion und sondierte Möglichkeiten des Büchertausches. 19 Vgl. ebd. 20 Sämtliche Unterlagen:  ÖSA AdR NPA 671. 21 Vgl. Bundesministerium für Unterricht an Bundeskanzleramt (Auswärtige Angele- genheiten), 5.  März  1927, ebd. 22 Bundeskanzleramt, Außenamt in Beantwortung Zuschrift vom 5.  März, ebd.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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