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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 184 -
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Kurt Ifkovits184 Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die österreichischen Behör- den letztlich kein Interesse an kulturellen Kontakten zwischen der Sowjetunion und Österreich hatten, zumal sie die Infiltration kommunistischer Propaganda und  – damit verbunden  – auch um die internationale Reputation Österreichs in Westeuropa fürchteten.27 Diese politischen Überlegungen, verschärft durch die sich radikalisierenden innenpolitischen Entwicklungen,28 machten letztlich eine Präsentation der sowjetischen (Theater-)Moderne in Wien (und Österreich) unmöglich. Tatsächlich blieben der Öffentlichkeit die Gründe der Absage ver- borgen. Es muss sogar angenommen werden, dass Gregors Ausstellungspläne überhaupt unbemerkt blieben; die erwähnte (kurze) Notiz in der Wiener Zeitung sprach von dem Ausstellungsvorhaben nur en passant.29 Abgesehen von einem Vortrag Gregors anlässlich eines Gastspiels des Moskauer Künstlertheaters am 15.  November  1927 im Wiener Redoutensaal  – also an jenem Ort, wo die Aus- stellung stattfinden hätte sollen  – war das Buch Das russische Theater das Ein- zige, was vom ambitionierten Projekt in die Öffentlichkeit trat. Damit geriet das als Begleitprogramm Vorgesehene zum Hauptakt. Der Vertrag für das Buch wurde nach der Absage der Ausstellung am 23.  Mai  1927 zwischen Joseph Gregor und René Fülöp-Miller auf der einen, dem Verleger Heinrich Studer auf der anderen Seite unterschrieben.30 Mit René Fülöp-Miller hatte man einen  – nicht unumstrittenen  – Kenner der Sowjetunion gewonnen, der die Sowjetunion 1922 und 1924 bereist und bereits einschlägige Publikationen vorzuweisen hatte, etwa die gemeinsam mit Friedrich Eckstein 1925 ins Deutsche übersetzten Lebenserinnerungen der Gattin Fёdor Dosto- evskijs. Besonders empfohlen hatte sich Fülöp-Miller jedoch mit seinem 1926 erschienenen Werk Geist und Gesicht des Bolschewismus. Darstellung und Kritik des kulturellen Lebens in Sowjet-Rußland, worin auch das sowjetische Theater vorzuwerfen, in Zukunft sei bei jedem ausländischen Kontakt das Ministerium zu informieren. 27 Auch von sowjetischer Seite wurde eine derartige Ausstellung allerdings mehr als skeptisch angesehen; vgl. den Beitrag von Julia Köstenberger. 28 Bezeichnenderweise wurde Otto Pohl im selben Jahr als Gesandter abberufen; vgl. Moritz, Gegenwelten, passim. 29 Neben der erwähnten Notiz in der Wiener Zeitung Ende 1927 findet sich kein Hinweis auf die geplante Ausstellung, auch nicht im Vorwort des Buches Russisches Theater. 30 Vgl. Übereinkommen Joseph Gregor/René Fülöp-Miller  – Amalthea-Verlag, Dr.  Hein- rich Studer, 23.  Mai  1927, Theatermuseum Wien, HS_AM 77.011 Gr.:  Abgabetermin ist der 30. August. Bemerkenswert ist ein, freilich handschriftlich korrigierter, abwei- chender Titel Geschichte des russischen Theaters und Ballets; der ursprüngliche Titel- vorschlag klammert die Oktoberrevolution also bewußt aus.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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