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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 189 -
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Gregors Sowjetreise und Das russische Theater 189 Bewegung zu finden“. Gregor nennt diese naive Symbolik für die Massen „moto- rischer Symbolismus“, womit Mejerchol’d zur Theaterform der hellenistischen Zeit zurückgekehrt sei. Gregor resümiert, dass, während der Vorstoß Tairovs, zu den ‚reinen‘ Elementen des Theaters zu gelangen, zum Barocktheater und der Evgenij Vachtangovs zum Shakespeare-Theater zurückführe, sei Mejerchol’ds Theater „in der Gegend des klassischen Theaters und des Mimus“ angesiedelt [RT 48f.]. Konträre Bestrebungen stehen, wie auch in der religiösen Malerei, synchron nebeneinander:  „Das russische Theater bietet das unerhörte Schau- spiel, vermöge seiner Analysis Erscheinungen, die sich geschichtlich auf viele Jahrhunderte verteilen, im engsten zeitlichen und örtlichen Rahmen nebenein- ander beobachten können.“ [RT  55] Abschließend widmet sich Gregor dem sowjetischen Massentheater, und auch dieses behandelt er unter dem Aspekt des Symbols. Ausgangspunkt der Analyse ist der Vergleich mit Massenfesten und Umzügen der Französischen Revolution. Während diese Natursymbole verwendete, um Befreiung zu veranschaulichen, benutze man im Russischen „die Abbreviatur von Formen, deren Aufhäufung ein mathematisch und maschinell begeistertes Zeitalter als ausdrucksvoll emp- finden mag“. Es herrsche eine „naive Freude an maschinellen Vorgängen“. Den nahtlosen Übergang technischer Motive in das Theater (und den Film) bezeich- net Gregor als „pragmatischen Symbolismus, der ohne Übergang die Trophäe symbolisch wirken läßt, die er erst soeben eroberte“ [RT  53]. Einstige Symbole der Unterdrückung (die eroberte Fahne, Zylinder, Geldsäcke, Statistiken) werden nun zu Symbolen der Befreiung. Da jeder Gegenstand theatral werden könne, verschwimme im pragmatischen Symbolismus die Grenze zwischen realem Leben und Theater. In diesem Kontext wird auch die theatrale Wiederholung der historischen Begebenheiten verständlich. Die theatrale Wiederholung der Wirk- lichkeit, etwa der Erstürmung des Winterpalais, sei pragmatischer Symbolismus, nicht nur weil dies in Originaluniformen mit -akteuren geschehe, sondern und vor allem, weil hier der theatrale Akt erstmals ohne das Medium der Dichtung auskommt. Dieses Verdienst komme alleine Russland zu  – und führt jegliche Analyse zu einem unumgänglichen Ende, zumal die „Grenzen zwischen realem Leben und Theater“ verschwinden. Die „höchste Vollkommenheit [sei] erreicht und zugleich überwunden“:  „Ich lebe und erlebe Theater“ [RT  55]. 4 Das russische und das amerikanische Theater:  „Zwei Pole der Gegenwartskultur“ Belege für Joseph Gregors Interesse am russischen beziehungsweise sowjeti- schen Theater, ja an dem gesamten Kulturkreis, sind neben dem Buch Russisches
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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