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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 192 -
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Kurt Ifkovits192 5 Nachtrag:  Joseph Gregors russische Reise nach 1945 Während Joseph Gregors Kontakte in die Sowjetunion 1927 von offizieller Seite unerwünscht waren und eine Ausstellung über das sowjetische Theater unmöglich war, gefährdeten diese Kontakte, vor allem aber das Buch über das russische Thea- ter, ihn in der Zeit des Nationalsozialismus.45 Sogar nach 1945 sollten Gregors sei- nerzeitige Reise in die Sowjetunion und das daraus resultierende Buch noch einmal in Diskussion geraten  – interessanterweise in konträrem Sinn:  Standen sie einmal als Beleg für Gregors Opportunismus, verhalfen sie ihm das andere Mal zu einer Expertise hinsichtlich des russischen beziehungsweise sowjetischen Theaters. Als Joseph Gregor im Jahr 1945 sein Ansuchen um die Habilitation an der Universität Wien einreichte, erhob der Generalsekretär der Demokratischen Vereinigung österreichischer Akademiker in einem Brief an den Dekan der Philosophischen Fakultät Ende November des Jahres heftigen Einspruch. Sein Argument:  Gregor sei Opportunist, ein „Regenbogentyp“, der nicht auf die Jugend losgelassen werden dürfe. Als Beweis wurden seine seinerzeitigen Reisen in die Sowjetunion sowie in die USA angegeben: Als 1918 der demokratische Umbruch kam und es unbequem wurde, schwarz-gelb gewesen zu sein, trat Gregor zur Legitimation seines Farbenwechsels ins Rote eine Reise nach Sowjetrussland an. Es war eine recht kurze Reise, noch dazu ohne russische Sprachkenntnisse. Umso dicker war das grell rot eingebundene Buch über das russi- sche Theater, das daraus unter Mithilfe eines Feuilletonisten hervorging. Fehler über Fehler im historischen Teil paarten sich mit dick aufgetragenen Schmeicheleien für die Sowjets, bei gänzlicher Verkennung ihrer wirklichen Leistungen. Konjunktur kann eben wahrhafte Kenntnis sowenig ersetzen wie wahrhafte Zuneigung. […] Da sich inzwischen die österreichische Politik mehr der Mitte zugewandt hatte, schien es wünschenswert, nicht mehr rot, sondern liberal oder demokratisch in Erscheinung zu treten. Also trat Gregor eine Reise nach Amerika an …46 Fast zur gleichen Zeit wurde Joseph Gregor für die Erstellung eines Konzeptes für eine (Foyer-)Ausstellung mit dem Titel Russische Theaterkunst anlässlich der Aufführung von Anatolij Lunačarskijs Der befreite Don Quichotte im Wiener 45 Gregor, so Gernot Heiss, reagierte mit „literarische[r] Anpassung und übereifrige[r] Einordnung in das kulturelle Leben des Regimes“ (Heiss, Joseph Gregor, S.  780). 46 Dr.  Ferber [Faber?], Generalsekretär Demokratische Vereinigung österreichischer Akademiker an den Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, Dr.  Czermak, 29.  November  1945, Kopie im Nachlass Agnes Bleier-Brody, Theater- museum Wien.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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