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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 195 -
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Gregors Sowjetreise und Das russische Theater 195 und Verfahrensweisen, als einen Raum, der mit externen Einflüssen umzugehen gezwungen ist. Ost-West-Dichotomien und, damit in Zusammenhang stehend, die in der Kulturwissenschaft im Allgemeinen, im Topos des „Petersburger Tex- tes“ im Speziellen immer wieder diskutierten Fragestellungen von Reperkussion des Auslandes, Autochthonie, Eigenem etc. finden sich auch bei Gregor.52 Bezeichnend für Gregors unorthodoxen Zugang scheint seine kühne Ablei- tung der theatralen Formensprache aus der Bildenden Kunst53 ebenso wie die  – durchaus den Anschein eines Prokrustesbetts erweckende  – Fassung des russischen Theaters unter den Ausformungen des Symbolbegriffs. Denkt man allerdings an die Hochkonjunktur des Symbol- und Allegoriebegriffs zu jener Zeit, stand Gregor damit jedoch keinesfalls allein. Ein ‚barocker Blick‘ war auch den angegrauten Vertretern der Wiener Moderne in der Zwischenkriegszeit kei- neswegs fremd. Im Gegensatz zu diesen überrascht der Konnex von barockem und Revolutionstheater, wenn sich der (auch) Barockforscher Gregor mit dem ‚Barocken‘ des sowjetischen Theaters auseinandersetzt:  Das Revolutionsthea- ter als endlos laufende Maschine mit Motoren als Allegorie, das die Revolution „im Bilde endlos“ fortsetzen könne, ähnle dem spanischen Jesuitendrama des 17.  Jahrhunderts.54 Sowjetunion trifft Jesuitenstaat, Gregor trifft sich über den Umweg des Theaters mit einigen anderen bürgerlichen Interpreten der Sowjet- union, nicht zuletzt mit seinem Co-Autor.55 52 Vgl. z.B. Renate Lachmann:  Gedächtnis und Literatur. Intertextualität in der rus- sischen Moderne. Frankfurt a.M.:  Suhrkamp 1990; Maria Deppermann:  Mythos Petersburg. Agonie der Moderne oder postmoderne Konstellation? In:  Heiko Hau- mann/Stefan Plaggenborg (Hgg.):  Aufbruch der Gesellschaft im verordneten Staat. Rußland in der Spätphase des Zarenreiches. München u.a.:  Lang 1994, S.  318–352. 53 Dies betonten auch einige Rezensenten; vgl. z.B. O. F.:  J. Gregor und Fülöp-Miller/ Das russische Theater. In:  Das Nationaltheater, H.  5/1930, S.  396. 54 Vgl. Gastspiel Moskauer Künstlertheater, Typoskript, Theatermuseum, Wien HS_VM 2742 Gr. 55 Damit wäre auch zu hinterfragen, ob die strikte Trennung in einen ‚restaurativen‘, auf die österreichische Tradition des Barock bezogenen Gregor und einen sozusagen ‚modernen‘, der sich beispielsweise für das sowjetische Avantgardetheater interessiert, aufrechtzuerhalten ist.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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