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Barbara Lesák
„Entfesseltes Theater“ und „Blauer Vogel“.
Gastspiele sowjetrussischer Theatertruppen und
russischer Emigrantenbühnen im Wien der
1920er Jahre1
Abstract: The manifold aspects of Russian emigrated theatre companies are treated by this
contribution, inspired by heterogeneous concepts, traditions, and performance techniques,
like those of the Moskauer Künstlertheater, the Jiddish Habima or the more entertainment-
oriented cabaret Blauer Vogel that were often present in Viennese theatre programmes.
Finally, the contribution is drawing attention on gestural language and stage design.
1 Einleitendes
Die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg erlebte ihre radikalste
Ausformung in Russland. Hier war die kommunistische Idee und Ideologie
auf fruchtbaren Boden gefallen, hier eröffneten sich Möglichkeiten, diese neue,
utopisch anmutende Gesellschaftsform auch umzusetzen. Das schon lange
morsch gewordene zaristische Russland, vom „Großen Krieg“ zudem enorm
geschwächt, bot Revolutionären wie Vladimir Il’ič Lenin und Lev Trockij
– beide
kamen 1917 aus ihrer Emigration nach Russland zurück – die Möglichkeit, den
radikalen politischen Umbruch einzuleiten. Die großen Widerstände, mit denen
sie sich konfrontiert sahen, mündeten in einen Bürgerkrieg, den die Bolsche-
wisten erst 1922 nach erbittertem Kampf zwischen Roter und Weißer Armee
für sich entscheiden konnten. Wider Erwarten gelang es, das kommunistische
Herrschaftsprinzip – die Diktatur des Proletariats – nach den Vorstellungen der
großen Vordenker wie Karl Marx und Friedrich Engels im traditionell gepräg-
ten russischen Riesenreich zu etablieren. Für das kulturelle Leben der frühen
1 Dieser Themenkomplex wurde zum ersten Mal von der Verfasserin angerissen
in: Barbara Lesák: Russische Theaterkunst 1910–1930, Bühnenbild und Kostüm-
entwürfe, Bühnenmodelle und Theaterphotographie aus der Sammlung des Öster-
reichischen Theatermuseums. Wien–Köln–Weimar:
Böhlau 1993, S.
11–22 u.
82–85.
Angéla Molnári hat dieses Thema in noch wesentlich umfassenderer Weise behandelt
(vgl. A. Molnári:
Das russische Theater im Wien der 1920er Jahre. Diplomarbeit Univ.
Wien 2008).
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Titel
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Untertitel
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Autor
- Primus-Heinz Kucher
- Herausgeber
- Rebecca Unterberger
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 466
- Kategorie
- Kunst und Kultur