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Gastspiele sowjetischer Theatertruppen in Wien 217
hatte, vom 31. August bis zum 23. September ins Carltheater nach Wien. Diese
jüdische Theatertruppe war auf musikalische Possen und operettenhafte Volks-
stücke von Šolom-Alejchem, Mendele Mojcher Sforim oder Avraam Gol’dfaden
spezialisiert, die zuvor in Moskau vor einem Publikum freisinniger Juden sowie
jüdischer Kommunisten auf Jiddisch gespielt worden waren.
Für Granovskij gaben diese Komödien den Anlass zur Kultivierung eines
eigenen Stils aus rhythmisch gegliederter Groteske und Exzentrik, den er aus
dem besonderen Erzähl- und Typenduktus des jiddischen Milieus ableitete.
In einem Gespräch mit der Neuen Freien Presse meinte er selbst dazu: „Ohne
Rhythmus keine Kunst. Und der musikalische Rhythmus ist selbst nur ein Teil
jenes höheren, jedem Kunstwerke immanenten Eigenrhythmus und ihm unter-
geordnet.“43 In der Musik-Komödie Die Reise Benjamins III. von Mojcher Sforim
43 N.N.: Gespräch mit Alexei Granowsky. In: Neue Freie Presse (7.9.1928), S. 8.
Abb. 5: Szene aus Der Dybuk von An-skij, Habima, Gastspiel in Berlin, 1926/27.
Foto: Ermanox-Aufnahme von Dr. Hans Bohm © Theatermuseum Wien.
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Titel
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Untertitel
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Autor
- Primus-Heinz Kucher
- Herausgeber
- Rebecca Unterberger
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 466
- Kategorie
- Kunst und Kultur