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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Zur Rezeption des sowjetrussischen Theaters 225 Dass das Agitationstheater das Kollektivschicksal darzustellen habe, galt gera- dezu als Gemeinplatz in der theoretischen Literatur.20 In seinem Aufsatz zum Massentheater, in dem er sich zu weiten Teilen wörtlich an Keržencev anlehnte, schrieb Ehrenzweig, es gebe „nur einen Stoff, der Inhalt eines proletarischen Massenspiels sein kann:  den Kampf der Arbeiterklasse um ihre Freiheit, um den Sozialismus“.21 Am stärksten beeindruckt zeigten sich die Wiener Theatermacher von Keržencevs Forderung nach der Abschaffung der Rampe. Dabei ging es weniger um die Rampe selber, die, zumindest beim Politischen Kabarett, erhal- ten blieb, als um die postulierte Einheit von Spielern und Zuschauern.22 Wurde diese bei Keržencev dadurch gewährleistet, dass Spieler wie Zuschauer Arbei- ter etwa des gleichen Betriebs oder der gleichen Siedlung waren, so garantierte für die sozialistischen Mittelschüler und Studenten die Einheit der Gesinnung die Übereinstimmung mit dem (proletarischen) Publikum. Viktor Grünbaum führte den engen Kontakt zwischen Publikum und Bühne darauf zurück, dass die Spieler nicht als Schauspieler, sondern als Genossen wirkten.23 Allerdings stand nicht, wie bei Keržencev, das genuin Schöpferische im Vordergrund, son- dern der austromarxistische Erziehungsgedanke. Das Agitationstheater spielte für Jura Soyfer eine wichtige Rolle in der geistigen Erziehung der Arbeiterklasse und folgerichtig ersetzte er Keržencevs Gleichung, das Theater des Proletariers schaffe das proletarische Theater, durch die Feststellung, „nur das Theater für das Proletariat führt zum proletarischen Theater“.24 Doch sei in diesem Zusam- menhang schon jetzt hinzugefügt, dass in der Wahlagitation ab 1930, in den 20 Vgl. Ernst Fischer:  Theater und Technik. In:  Kunst und Volk, Nr.  10/1929, S.  293–295, hier S.  295; Jura Soyfer:  Politisches Theater. In:  Die Politische Bühne, Anfang März 1932, o.S. 21 Robert Ehrenzweig:  Das Theater der Masse. In:  Die Politische Bühne, Mitte Juni 1932, o.S. (Hervorh. im Original). 22 Vgl. Ernst Fischer:  Sprechchor und Drama. In:  Arbeiterwille (18.11.1925), S.  5f., hier S.  5; ders.:  Jugend und Theater. In:  Kunst und Volk, Nr.  7/1927, S.  1f.; Neon [d.i. Robert Ehrenzweig]:  Agitationstheater. In:  Sozialistische Veranstaltungsgruppe, Das Politische Kabarett, S.  2f., hier S.  3; Viktor [d.i. Viktor Grünbaum]:  Das Wiener „Politische Kabarett“. In:  ebd., S.  7–10, hier S.  8; Robert Ehrenzweig:  Zur Festgestal- tung. In:  Bildungsarbeit, Nr.  4–5/1932, S.  87; Jura Soyfer:  Die Tendenzbühne und ihr Publikum. In:  Die Politische Bühne, Dezember 1932, S.  70–73, hier S.  70. 23 Vgl. Viktor [d.i. Viktor Grünbaum]:  Das Wiener „Politische Kabarett“. In:  Sozialisti- sche Veranstaltungsgruppe, Das Politische Kabarett, S.  7–10, hier S.  8. 24 Jura Soyfer:  Die Tendenzbühne und ihr Publikum. In:  Die Politische Bühne, Dezem- ber 1932, S.  70–73, zit. S.  73.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹