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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 245 -
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Brands Oper Maschinist Hopkins und die Avantgarde 245 konservativ positionierte Komponisten22 wie etwa Aleksandr Mosolov, die sich erst Mitte der 1920er Jahre zur linken Avantgarde ‚bekehrten‘. Mosolov wurde im November 1937 wegen „konterrevolutionärer Propaganda“ zu acht Jahren Zwangshaft verurteilt, die später wegen eines Gnadengesuchs zu einer Verban- nung aus den großen Metropolen Moskau, Leningrad und Kiew und damit auch aus dem Kulturbetrieb ‚abgemildert‘ wurde.23 Sein Ballett Stahl, von dem nur die Maschinenmusik Zavod als Orchestersatz erhalten geblieben ist, ist Zeug- nis einer Avantgarde, die ihre traditionell-symphonischen Wurzeln nicht ver- leugnet, aber nichtsdestotrotz den Forderungen des Sozialistischen Realismus zuwiderläuft. 24 In den 1920er Jahren avancierte Mosolovs Orchestersatz zum „erfolgreichs- ten Produkt der gesamten ‚linken‘ sowjetischen Musikkultur“.25 Die futuristi- schen Positionen der Revolutionäre wirkten in Mosolovs beispielhafter Musik nach.26 Seine Teilhabe an „linken Aktivitäten“, im Komplex der „fortschrittli- che[n] künstlerische[n] Kräfte“27 Russlands fußt in den Ausprägungen des Kons- truktivismus, der Anfang der 1920er Jahre in der Bildenden Kunst sichtbar und ab der zweiten Hälfte der Dekade auch musikalisch verwertet wurde.28 22 Der Terminus „konservativ“ bezieht sich in diesem Kontext auf Mosolovs westliche Prägung, u.a. die Anbindung an Aspekte des Schaffens von Alexander Skrijabin. 23 Vgl. Mende, Musik und Kunst, S.  500. 24 Die wechselseitigen Beziehungen und Einflussnahmen waren dabei dicht und überla- gernd; auch avantgardistische Mittel unterlagen einem lebendigen kulturellen Trans- fer. Dies zeigt sich z.B.  daran, dass einer der Bezugspunkte für Mosolovs Eisengießerei auch Arthur Honeggers Pacific 123 bildet, eine Komposition, die auf sinfonischem Weg eine Eisenbahnfahrt musikalisch nachzeichnet (vgl. Erik Levi:  Influences Upon Early Twentieth-Century Music. In:  Günter Berghaus (Hg.):  International Futurism in Arts and Literature. Berlin–New  York:  de Gruyter 2000 (= European Cultures. Studies in Literature and the Arts, Bd.  13), S.  322–352). 25 Mende, Musik und Kunst, S.  507. 26 Das MGG zählt Mosolovs Eisengießerei zu den „bruitistischen Nachwirkungen des russischen Futurismus“. Vgl. Dietrich Kämper:  Futurismus. In:  Ludwig Finscher (Hg.):  Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 2., neubearb. Ausgabe. Kassel/Stuttgart:  Bärenreiter/Metzler 1994, Sp.  975–983. 27 Stachelhaus, Kasimir Malewitsch, S.  58. 28 Hier wirken futuristische Spuren bezüglich der Intention, Organisationsmodelle, die maschinelle Perfektion abbilden sollten, implizit und weiterentwickelt nach (vgl. ebd., S.  107).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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