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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 251 -
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Brands Oper Maschinist Hopkins und die Avantgarde 251 das Stück aufgeführt.47 Von einem Arbeiterkonzert in Wien wird berichtet, dass die anwesenden 2000 Arbeiter mit stehenden Ovationen eine sofortige Wieder- holung eingefordert haben.48 Mosolov arbeitet mit den gleichen Mitteln wie Brand und stellt den leben- digen Betrieb der Maschinen in einer sinfonischen Skizze dar. Die Besetzung in Mosolovs Stück gleicht der Szene in Brands Oper vor allem durch das aus- geprägte Blechblasinstrumentarium49 und einen spätromantisch besetzten, großen Orchesterapparat. Das Schlagwerk ist bei Mosolov tendenziell geräusch- haft besetzt,50 wohingegen Brand auch Tonhöheninstrumente wie Klavier oder Xylophon in die Sektion integriert. Melodiöse Elemente treten bei Mosolov nur in zwei analogen Teilen zutage:  Ab Takt 27 spielen die vier Hornstimmen ein euphorisches Thema, das in variierter Form in der Reprise (ab Takt 83)  wieder- erscheint. In beiden Teilen vermerkt der Komponist in der Partitur, dass die Spieler aufstehen sollen. Sowohl die performative als auch die musikalische Gestaltung51 kehren die Dualismen Masse-Individuum und Maschine-Mensch in Form eines überschwänglichen Heroismus hervor, die die revolutionären „sozialen Utopien“, welche der Futurismus hervorgebracht hat,52 mit Blick auf den Arbeitermenschen ideologisch aufgeladen verklanglichen. Technisch fußt die Struktur beider Maschinenmusiken wesentlich auf dem Prinzip der Wiederholung, welche die immerzu gleichen und sich nie erschöp- fenden maschinellen Bewegungsmuster tonmalerisch abbildet. In Mosolovs Satz betrifft das Wiederholungsprinzip nicht nur die Makrostrukturen von Taktblöcken, die sich stets reproduzieren, sondern auch die Mikrostruktur der einzelnen Instrumentalstimmen; darin in Erscheinung tretende rhythmi- sche Muster werden nach einiger Zeit durch andere Muster ergänzt, sodass die innere Bewegungsintensität zunimmt. Dieses Strukturprinzip kann als ein 47 Nach Mosolov, übersetzt in:  Mende, Musik und Kunst, S.  142. 48 Vgl. ebd., S.  520; Barsova, Das Frühwerk, S.  166. 49 In beiden Stücken sind z.B. 4 Hörner, 2 (bei Mosolov 3)  Posaunen, 3 Trompeten und eine Tuba vorgeschrieben. 50 Insbesondere die Verwendung eines Eisenblechs, das im Reprisenteil verwendet wird, ist auffällig. 51 Gemeint ist hier der bewusste Gegensatz zwischen rhythmisch rotierenden Versatz- stücken innerhalb der orchestralen Masse und der dezidiert hervorgehobenen Melo- diestimme. 52 Mende verweist etwa auf die Utopievorstellungen Gastevs (vgl. Mende, Musik und Kunst, S.  518).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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