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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Olesya Bobrik264 Die Gesamtanzahl der je Titel angekauften Noten variierte in Abhängig- keit vom Werkgenre:  für Klavierminiaturen gewöhnlich von 222 bis zu einigen hundert Exemplaren, für Sinfonie-Partituren und -Sätze zwischen fünf und fünfzehn, manchmal bis zu dreißig Exemplaren. War das Werk besonders erfolgreich, wurden Exemplare in einer Anzahl von bis zu mehreren Tausend angefragt. Außerordentlich begehrt waren beispielsweise das Präludium in cis-moll op.  3 Nr.  2 von Rachmaninov, bei Rossijskoe muzykal’noe izdatel’stvo (Editions Russes de Musique) zwischen 1925 und 1942 in einer Stückzahl von 5136 Exemplaren, und die Autorenbearbeitung für Klavier des Marsches aus der Oper Ljubov’ k trёm apel’sinam (dt. Die Liebe zu den drei Orangen) von Prokof’ev, bei ebendiesem Verlag für die Jahre 1925 bis 1940 in einer Stückzahl von 1606 Exemplaren angekauft. Dauerhaften und großen Erfolg hatten die Werke der romantischen Komponisten Pёtr Čajkovskij und Aleksandr Boro- din:  Ihre Werke erreichten bei der UE nicht selten eine Auflage von mehr als tausend Exemplaren. Über die Gründe für das gesteigerte Interesse an russischer Musik ab Mitte der 1920er Jahre können lediglich Hypothesen aufgestellt werden. Eine wich- tige Rolle spielten hier vermutlich politische Gegebenheiten. Im Februar 1924 hatte die österreichische Regierung als eine der ersten unter den europäi- schen Ländern diplomatische Beziehungen mit der UdSSR hergestellt, was zu einer merklichen Wiederbelebung des kulturellen Austausches zwischen den beiden Ländern führte. In den ersten Jahren der Existenz der Bevollmäch- tigten Gesandtschaft (Polpredstva)3 ging jedes mit Sowjetrussland in Ver- bindung stehende Ereignis in Wien mit finanzieller und organisatorischer Unterstützung auf höchstem Niveau einher:  unter Teilnahme von Mitglie- dern des sowjetischen Diplomatischen Corps und im Gegenzug mit entspre- chender Beteiligung durch österreichische Beamte. Als Organisatoren traten dabei der Volkskommissar Anatolij Lunačarskij, die Vorsitzende der Unions- gesellschaft für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland Ol’ga Kameneva  – Schwester Lev Trozkijs und Ehefrau Lev Kamenevs4  –, die bevollmächtigten 2 Aus bis dato unerklärlichen Gründen belief sich die Anzahl der von der UE ange- kauften Exemplare eines Titels oftmals auf ein Vielfaches von 11 (22, 33, 44, usw.). 3 Abkürzung gemäß der zu jener Zeit im sowjetischen Alltag gängigen Kurzform. 4 Ol’ga Kameneva (1883–1941) war zwischen 1925 und 1929 Vorsitzende der VOKS. Nach dem Prozess ihres Ehemanns, des berühmten Revolutionärs, Politikers und Mitstreiters Lenins Lev Kamenev, wurde sie 1936 gemeinsam mit ihren beiden Kindern verhaftet. Die Kinder wurden 1938 und 1939 ermordet, sie selbst im Jahr 1941.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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