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Olesya
Bobrik274
bis zum 1. Dezember 1930)29 sowie Mosolov (Inkrafttreten des Vertrags in der
ersten Hälfte des Jahres 1927).30
3 Kooperationsaspekte aus der Sicht russischer Komponisten
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit der UE aus Sicht der sowjetischen
Komponisten? Auskunft darüber geben Dokumente aus dem Archiv Mjaskovs-
kijs, die im Rossijskij gosudarstvennyj archiv literatruy i iskusstva (dt.: Russi-
sches Staatsarchiv für Literatur und Kunst) erhalten sind:
Daraus ist zum Beispiel
zu ersehen, dass sich seine Honorare in der UdSSR Mitte der 1920er Jahre nicht
wesentlich von jenen in Österreich unterschieden;31 gegen Ende der 1920er Jahre
verdiente er in Sowjetrussland sogar deutlich mehr. Der österreichische Verlag
hatte jedoch zwei wichtige Vorteile gegenüber den sowjetischen: zum einen gut
sichtbare Werbeinitiativen in Europa und den USA, zum anderen den Schutz
der Autorenrechte weltweit. Die Sowjetunion hatte die Berner Konvention näm-
lich nicht ratifiziert und konnte ihren Autoren aus diesem Grund keinen Schutz
ihrer Rechte im Ausland zusichern. Autoren, die im UE-Katalog geführt wur-
den, standen mit ihren Rechten aber in den 1920er Jahren unter dem Schutz der
österreichischen staatlich genehmigten Gesellschaft der Autoren, Komponisten
und Musikverleger (AKM).
Beim Werk-Ankauf aus der UdSSR war der UE offenbar nicht immer an
deren stilistischer Neuartigkeit gelegen; die Komplettierung der russischen
Kollektion, unter anderem durch Ankäufe bei Emigrantenverlagen, stand eher
im Vordergrund. Allerdings garantierte die Herkunft der Musik aus dem Land
des Bolschewismus in den 1920er Jahren an und für sich bereits Aufmerksam-
keit: Sie erlaubte Assoziationen mit der seitens der konservativen Musikkritik
zur Diskreditierung tatsächlich Neuer Musik gerne bemühten Wortverbindung
29 S.S. Prokof’ev i N.Ja. Mjaskovskij. Perepiska. Moskva: Sovetskij kompozitor, 1977,
S.
252. Siehe auch Briefe von Dzimitrovskij an Mjaskovskij vom 9.
Oktober
1924 bis
zum 7. Jänner 1925. (RGALI. Bestand 2040. Verzeichnis 2. Akte 140. Blatt 1–5).
30 Zwischen 28. 2. und 29.7.1927. Quellen: Brief von Dzimitrovskij an Mjaskovskij
(28.2.1927) (RGALI. Bestand 2040. Verzeichnis 2. Akte 140. Blatt 25 (Umschlag));
A. V. Mosolov. Stat’i i vospominanija. Moskva: Sovetskij kompozitor, 1986 S. 17.
31 Verglichen mit der UdSSR gab es in Österreich niedrigere einmalige Auszahlungen
beim Druck eines Werks, aber höhere Autorenabgaben (Tantiemen). Im Rahmen die-
ses Artikels ist es nicht möglich, sämtliche diesbezüglich vorliegende Informationen
anzuführen. Vgl. O.
Bobrik:
Venskoe izdatel’stvo „Universal Edition“ i muzykanty iz
Sovetskoj Rossii. Istorija sotrudničestva v 1920–30-e gody. S. 137–140.
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Titel
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Untertitel
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Autor
- Primus-Heinz Kucher
- Herausgeber
- Rebecca Unterberger
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 466
- Kategorie
- Kunst und Kultur