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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Seite - 276 -
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Olesya Bobrik276 erwähnte deutsche Verlag R.  Forberg, bei dem die UE seit 1924 diverse russische Noten gekauft hatte. Offenbar kam das Geschäft aus diesem Grund dann nicht zustande. Ein weiterer Grund für das Scheitern könnte die fragwürdige Repu- tation des sowjetischen Verlags in Europa gewesen sein:  Seine Rechte an den Jurgenson’schen Ausgaben galten im Ausland als nichtig. Fehlendes Vertrauen war auch für die Realisierung anderer, für die Wiener UE verlockender Projekte ein Hemmschuh. Bekanntlich begann man Mitte der 1920er Jahre in der UdSSR die Werke Skrjabins und Musorgskijs herauszugeben. Der Korrespondenz Dzimitrovskijs mit Moskau nach zu urteilen, bot Muzsek- tor der UE Bände dieser Ausgaben zum Kauf an. Doch die damit verknüpften Perspektiven erschienen dem Wiener Verlag als zweifelhaft:  „Skrjabin kann man nicht nehmen, weil er sofort konfisziert wird, da fast alle seine Werke nachge- druckt sind. Höchstwahrscheinlich kaufen wir Skrjabin aber für Amerika (dort geht es), weil die Auflage gut ist.“36 Einzelne Bände von Klavierstücken Skrjabins wurden tatsächlich gekauft; später wurde dies behutsam und offensichtlich ohne besondere Probleme fortgeführt. Mit Musorgskij war es anders. Den Wiener Verlag interessierten vor allem die Originalpartitur und der Klavierauszug zu Boris Godunov in der Fassung von P.A. Lamm.37 Doch nicht einmal nach deren Drucklegung im Jahr 1928 konnte sie aufgrund von Einsprüchen des ersten Verlegers der Oper, der Firma Bessel, in den UE-Katalog aufgenommen werden. Andere Ankäufe von Noten Musorgskijs riefen dagegen keinerlei Proteste hervor, so zum Beispiel Lieder- hefte des Komponisten, die erstmals von Muzsektor verlegt worden waren. In einem Brief an Mjaskovskij vom 14.  Oktober  1926 berichtet Dzimitrovskij über den Erhalt von Musorgskijs Gesangsstück Ach, typ’janajateterja (dt. Du betrun- kener alter Birkenhahn): Ich erhielt den „betrunkenen Birkenhahn“38 (aus der Romanze Pachomyč von Musorgs- kij, sehr interessant [sic]. Man kann eine große Verbreitung in Europa und Amerika erreichen, aber ich fürchte, dass nachgedruckt wird, deswegen wäre es besser, wenn Muzsektor auf den Umschlag setzen würde, dass die Univ[ersal] Edit[ion] für alle Länder (außer die UdSSR) die Vertretung hat oder aber, dass die Univ[ersal] Edit[ion] 36 24.  Juli  1925 (VMOMK, nach Michail Glinka. Bestand 3.  Nr.  1046. Blatt 1 (Umschlag)). 37 Vgl. Briefe Dzimitrovskijs an Deržanovskij vom 27.–28. Februar und 24.  März  1925 (VMOMK, nach Michail Glinka. Bestand 3.  Nr.  1028, 1033). 38 Dieses Lied Musorgskijs wurde erstmals 1926 gedruckt (Muzsektor Gosizdata, post- hume Ausgabe redigiert von A.N. Rimskij-Korsakov). Die eigenwillige Schreibung des Beginns des zitierten Ausschnitts („ja, ‚p’janajateterja‘ “  – mit einem Kleinbuchstaben) gibt seinem Klang einen leicht (und ungewollt?) komischen Effekt.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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