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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Evelyne Polt-Heinzl314 Schatz’ Industrieszenarien wirken wie von einem „Demiurgen gesteuert. Alles ist aufeinander abgestimmt. Der Mensch ist unnötig-unwichtig, das tech- nische Geschehen läuft selbständig ab. Die Natur ist wie abgeschafft, keine Pflanze und keine Tier gibt es da mehr, zu dieser technischen Riesenanlage gehört auch die Wüste.“46 Tatsächlich gibt es bei Schatz nirgendwo Brachen, diese typischen „Gstätten“ in den Industriezonen, ungenutzte, unbrauchbare Schutt- und Erdflecken, wo dennoch Löwenzahn und Unkraut jedes Jahr aufs Neue wuchern. Das ist auch in jenen Blättern nicht anders, die Schatz als Auftragsarbeiten für die Sozialdemokratie fertigt wie das Cover für den Arbeiterkalender 1930. Insofern ist dieses Blatt auch nicht „optimistischer“ und Schatz hat sich hier keineswegs dem Parteidiktat des „Pflichtoptimismus“47 untergeordnet. Die wild geschichteten Architekturteile von Industrie, Wohnbereich, Verwaltung, öffent- lichem Verkehr sind in ihrer Nähe zu Fritz Langs Metropolis-Vision lebenswelt- lich nicht weniger bedrückend als seine Industrieanlagen. „Die sekundäre, vom Menschen geschaffene Welt, hat die primäre weggefressen. Und man hat nicht den Eindruck, als ob die ursprüngliche Natur noch eine Chance hätte, dahin zurückzukehren, wo sie einmal war.“48 Die dynamische Komplexität von Schatz’ Kompositionen zwingt selbst in den ‚neusachlich‘ eingefrorenen Blick auf Fabrikschlote, eine Förderanlage oder ein Kesselhaus Leben hinein. Das macht seine Holzschnitte oft lebendiger als jene von Frans Masereel. Gut zu beobachten ist das im erwähnten Band zwei der „Roman-Rundschau“ des Wiener Verlags Der Strom, der zwei Erzählungen Stefan Zweigs enthält:  Der Zwang mit zehn Holzschnitten von Masereel, und Phantastische Nacht mit fünf Holzschnitten von Schatz, die in der Komposition dynamischer, im Umgang mit dem Text freier und dadurch in der Ausführung weniger manieriert sind. 46 Daim, Otto Rudolf Schatz, Kriegsbriefe, zu Tafel 30. 47 Ebd., zu Tafel 45. 48 Ebd., zu Tafel 19.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Titel
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Untertitel
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Autor
Primus-Heinz Kucher
Herausgeber
Rebecca Unterberger
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
466
Kategorie
Kunst und Kultur
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