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Zur Einleitung : drei Institutionen blicken auf ihren Gründer 17
Privatdozent eine Vorlesung zur »Ästhetik der bildenden Künste« abzuhalten, deren
Schwerpunkt in Abgrenzung zum Idealisten Ficker auf den speziellen Erscheinungen
der Einzelkunstwerke lag. Ficker starb 1848 und Eitelberger wechselte für kurze Zeit
zuerst ans Polytechnische Institut und dann an die Akademie der bildenden Künste.2 1851
bemühte er sich vorerst erfolglos um die Einrichtung einer außerordentlichen Professur
für bildende Künste an der Universität Wien. Im Rahmen der Berufungsverhandlungen
entwarf er gemeinsam mit dem Minister für Unterricht und Cultus Leo von Thun und
Hohenstein 1852 ein argumentatives Programm, das einerseits die gesamtgesellschaftli-
che Bedeutung des neuen Studienzweiges herausstrich und andererseits das spekulative
System der philosophischen Ästhetik als Grundlage für die Kunstwissenschaften angriff.
Dringliche Aufgabe sei die Hebung des Ausbildungsstandes der Lehramtskandidaten,
um ein besseres Verständnis der lateinischen und griechischen Klassiker zu ermögli-
chen, die Kunstgeschichte als Ausdruck des historischen Wandels von Ideen in den
Dienst der Geschichtswissenschaft zu stellen sowie zur Bildung und Veredelung des
Geschmacks durch ihre Anwendung auf gewerbliche Tätigkeiten beizutragen.3 In ei-
ner durch die Weltausstellung 1851 forcierten Stimmungslage, die die österreichische
Gewerbe- und Industrieproduktion als rückständig erfuhr, sollte die Auseinanderset-
zung mit Kunstobjekten der Vergangenheit die nötigen Impulse für einen gewünsch-
ten Aufschwung geben. Die universitäre Kunstgeschichte wurde damit als offenes Feld
definiert, das dem besseren Verständnis angrenzender Fächer ebenso zu dienen hatte
wie der Staatswohlfahrt. Am besten dafür geeignet, diese Funktion zu übernehmen, so
Thun, sei Eitelberger, dessen gutbesuchte Vorlesung am Polytechnikum bereits einen
Querschnitt der Bevölkerung angezogen hätte und zu je einem Drittel aus Studieren-
den, Handwerkern sowie Malern und strebsamen Privaten bestanden hatte. Der Kaiser
stimmte dem zweiten Ansuchen zu und eine vorerst außerordentliche Professur wurde
eingerichtet. Eitelberger, dessen vielfältige, weit über die Universität herausreichenden
Tätigkeitsbereiche seine Professur immer nur als eine Rolle unter vielen erscheinen lie-
ßen, wurde zum Proponenten dieser Offenheit.
Die 1852 erfolgte Ernennung Eitelbergers zum außerordentlichen Professor für
»Kunstgeschichte und Kunstarchäologie« markiert den Beginn der institutionalisierten
Disziplin Kunstgeschichte an der Universität Wien. Diese wurde maßgeblich durch Ei-
telbergers gute Beziehungen zu Thun und dem mittlerweile ins Unterrichtsministerium
2 Eine genauere Aufarbeitung der Ereignisse findet sich in Robert Stallas Beitrag zu Eitelbergers
Lehre am Polytechnikum Wien in diesem Band.
3 Die Schrift ist in längeren Auszügen abgedruckt in : W. Höflechner/G. Pochat (Hg.), 100
Jahre
Kunstgeschichte an der Universität Graz. Mit einem Ausblick auf die Geschichte des Faches an den
deutschsprachigen österreichischen Universitäten bis in das Jahr 1938, Graz 1992, S.
13–16.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien