Seite - 18 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
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18 E. Kernbauer, K. Pokorny-Nagel, J. Rüdiger, R. Rosenberg, P. Werkner und T. Jenni
berufenen Gustav Heider4 vorbereitet und ermöglicht. Sie war der Abschluss einer 1847
begonnenen Kampagne Eitelbergers, die Kunstwissenschaften auf universitärer Ebene
aus dem Verband der Ästhetik zu lösen und sie nach eigenen, am Einzelwerk orien-
tierten Prinzipien zu lehren.5 Den definierten Zielsetzungen blieb er vor allem in den
letzten beiden Punkten während seiner gesamten Lehrtätigkeit treu : der Verbindung
zur Geschichtswissenschaft, die durch die innigen personellen wie inhaltlichen Ver-
schränkungen der Kunstgeschichte mit dem 1854 installierten Institut für Österreichische
Geschichtsforschung zementiert wurde, sowie der kunstgewerblichen Ausbildung, die mit
der Gründung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie 1863 eine ins-
titutionelle Verschiebung und weitere Aufwertung erfuhr. Nun auch Museumsdirektor,
begann Eitelberger das für die Wiener kunsthistorische Lehre in Zukunft verbindliche
Arbeiten vor Originalen. Obwohl er schon 1851 in seiner Bitte um die Verleihung einer
Professur darauf hingewiesen hatte, dass sich die Gipssammlung der Akademie der bil-
denden Künste gut dafür eignen würde, als Lehrmittel vor Ort für die Universitätsstu-
dierenden zu dienen,6 und auch öffentliche Museen zur Verfügung gestanden hätten,
wurde die erste im Vorlesungsverzeichnis angeführte Lehrveranstaltung vor Originalen
erst 1864/65 angeboten. In der Dekade danach wurden 40 Prozent aller kunsthistori-
schen Lehrveranstaltungen vor Objekten ausgeführt – nur eine einzige nicht im Ös-
terreichischen Museum. Eitelberger war sich der Beeinflussung durchaus bewusst : »In
meiner Stellung als Director des österreichischen Museums war es mir gegönnt, einen
künstlerischen Anschauungsunterricht für Studierende der Universität zu ertheilen.«7
4 Eitelberger war mit Heider bei den von Joseph Daniel Böhm abgehaltenen Vorträgen und Diskus-
sionen zu kunsthistorischen Fragen im Rahmen von dessen Privatsammlung in Kontakt gekommen
(siehe dazu den Beitrag von Andrea Mayr in diesem Band) und sollte später sein Mitherausgeber
bei den 1858 erschienen Mittelalterlichen Kunstdenkmälern des österreichischen Kaiserstaates sein.
5 Alle Quellen zu Eitelbergers Bestellungsgeschichte und universitärer Tätigkeit vor 1852 sind
gut aufgearbeitet bei T. von Borodajkewycz, Aus der Frühzeit der Wiener Schule der Kunst-
geschichte. Rudolf Eitelberger und Leo Thun, in : K. Oettinger/M. Rassem (Hg.), Festschrift
für Hans Sedlmayr, München 1962, S. 321–348. Darauf basierend Höflechner/Pochat (Hg.),
100 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Graz (zit. Anm. 3). Der Abschnitt »Kunstgeschichte
an der Universität Wien« basiert auf T. Jenni/R. Rosenberg, Die Analyse der Objekte und das
Studium der Quellen
– Wiens Beitrag zur Etablierung einer universitären Kunstgeschichte, in : Re-
flexive Innenansichten aus der Universität (hg. von K.
A. Fröschl u. a.), Wien 2015, S. 121–134.
6 Ddo 1851 VI 24 Wien in AVA-MinCU 4 (Wien) Phil Kunstgeschichte 9265 ex 1851, zitiert in :
Höflechner/Pochat (Hg.), 100 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Graz (zit. Anm. 3),
S.
11.
7 R. Eitelberger von Edelberg, Zur Publication des Libro della Pittura des Leonardo da Vinci
nach der vatikanischen Handschrift, in : Repertorium für Kunstwissenschaft, 4, 1881, S. 280–292,
hier S.
281.
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Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien