Seite - 19 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
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Zur Einleitung : drei Institutionen blicken auf ihren Gründer 19
Die spezifische Zusammensetzung und Ausrichtung der Sammlung prägte in weiterer
Folge die Ausrichtung des Faches mit : die bereits vorformulierte Abkehr von an der
philosophischen Ästhetik ausgerichteten zusammenhängenden Kunstgeschichten, die
Auseinandersetzung mit Werken, die zuvor allenfalls den Randgebieten des Faches zu-
geordnet worden waren, und die Orientierung am einzelnen Kunstwerk.
Im Österreichischen Museum fanden in weiterer Folge auch eine Reihe von seinen
Schülern Anstellung (etwa Franz Schestag, der nach Museumsgründung auf Material-
suche in die Kronländer entsandt wurde, Eduard Chmelar und Albert Ilg), auch das
eine Tradition, die nach Eitelbergers Tod nicht abriss (Alois Riegl).
Der zweite Schwerpunkt von Eitelbergers Lehre lag im philologisch-kritischen, ak-
ribischen Studium der Quellenschriften, um auch eine philologisch sichere Grundlage
des Faches zu schaffen. Dies mündete in den ab 1871 von ihm herausgegebenen Quel-
lenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters8 und dem ab 1883 von
ihm mitbegründeten9 Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen, dessen Ziel es auch
war, das »zumeist brach gelegene historische Quellenmaterial« zugänglich zu machen.
Anfang der 1870er Jahre wurde klar, dass Eitelbergers vielfältiges Engagement au-
ßerhalb der Universität eine Unterstützung des Lehrbetriebs notwendig mache. Auch
hier wurde Eitelberger selbst tätig und reiste 1873 nach Deutschland, um potenzielle
Kandidaten zu erkunden.10 Man einigte sich jedoch schnell auf den in Wien ausgebil-
deten Moritz Thausing, der bereits in seiner Antrittsvorlesung 1873 ein klares methodo-
logisch fundiertes Programm der jungen Wissenschaft entwerfen sollte, das zwar Ähn-
lichkeiten mit Eitelbergers Vorstellungen aufwies, sich in seiner Stringenz jedoch von
ihm abhob. Eitelberger, der sich nie nur als Wissenschaftler positioniert hatte, dessen
vielfältige außeruniversitäre Verbindungen, Stellungnahmen zu zeitgenössischen kunst-
politischen Fragen und nicht zuletzt museumspolitische Tätigkeiten einen Gutteil sei-
ner Zeit beanspruchten, war zwar als erster Professor maßgeblich für die Ausarbeitung
einer Reihe von Schwerpunkten der Wiener Kunstgeschichte verantwortlich, die Ent-
wicklung einer klaren Systematik des Faches sollte aber seinen Nachfolgern als Aufgabe
bleiben.11 Seine universitäre Wirkung konnte sich nicht trotz, sondern wegen und im
Austausch mit den vielfältigen Schauplätzen seines Schaffens entwickeln.
8 Dazu A. Dobslaw, Die Wiener »Quellenschriften« und ihr Herausgeber Rudolf Eitelberger
von Edelberg. Kunstgeschichte und Quellenforschung im 19. Jahrhundert (Wiener Schriften zur
Kunstgeschichte und Denkmalpflege, Bd. 1), Berlin/München 2009.
9 Bei Dobslaw, Quellenschriften (zit. Anm.
8), S.
9 f.
10 Höflechner/Pochat (Hg.), 100 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Graz (zit. Anm. 3),
S.
23.
11 So kann Julius von Schlosser in seiner einflussreichen Geschichte der Wiener Kunstgeschichte von
1934 Eitelberger zwar als »Ahnherren« des Faches bezeichnen, die »verschriftlichte« Chronologie
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien