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Werner Telesko
Der Kunsthistoriker Rudolf von Eitelberger und die
Autonomieästhetik seiner Zeit
In den folgenden AusfĂĽhrungen soll es darum gehen, auf der Basis einer Auseinander-
setzung mit ausgewählten Schriften Rudolf Eitelbergers (siehe Abb.Â
1 auf S. 14) dessen
methodische Ausrichtung als Kunsthistoriker zu analysieren und neu zu kontextuali-
sieren. Dabei wird unter anderem der fachliche Radius geweitet und der im epochalen
Werk Vom Musikalisch-Schönen (1854) manifeste Ansatz des einflussreichen Musikkri-
tikers Eduard Hanslick (1825–1904) mit den Zielen der beginnenden Wiener Schule
der Kunstgeschichte, fĂĽr die Eitelberger paradigmatisch steht, verglichen. Ein solches
Verfahren erfährt insofern eine Unterstützung durch die zeitgenössische Quellenlage,
als Hanslick seine dezidiert autonomieästhetisch unterlegte Argumentation in entschei-
denden Passagen unter – allerdings polarisierender – Bezugnahme auf die Malerei ent-
wickelte.1
Gemeinhin wird der methodische Ansatz Eitelbergers, des BegrĂĽnders der Wiener
Kunstgeschichte, als wichtiger Teil der ambitionierten und umfassenden Bildungsrefor-
men des österreichischen Ministers für Cultus und Unterricht, Leo Graf Thun-Hohen-
stein (1811–1888) (Abb. 1), gesehen, denen zufolge unter anderem die wissenschaft-
liche Beschäftigung mit bildender Kunst auf eine völlig neue Grundlage gestellt werden
sollte.2 Eine deutliche Betonung des Studiums am Objekt war nun dazu ausersehen,
philosophische Spekulationen zu ersetzen. An Postulaten zur Realisierung dieser po-
1 Vgl. A. Gottdang, Vorbild Musik. Die Geschichte einer Idee in der Malerei im deutschsprachigen
Raum 1780–1915, München/Berlin 2004, S. 275–284. Die unterschiedlichen inhaltlichen Ausfor-
mungen der Autonomieästhetik sind je nach Gattung entsprechend breit und reichen von der Idee
der »absoluten Musik«, nach der musikalischer Inhalt allein in der erscheinenden Form begründet
liege, bis hin zu der für die bildende Kunst essentiellen Autonomieästhetik von Karl Philipp Moritz
(1756–1793) mit ihrem Credo des »in sich vollendeten Ganzen«. Zu letzterer siehe : Ch. Scholl,
Wahre Erben ? Autonomieästhetik und Kunstpublizistik nach Johann Heinrich Meyer, in : A. Ro-
senbaum/J. Rössler/H. Tausch (Hg.), Johann Heinrich Meyer (Ästhetik um 1800, 9), Göttingen
2013, S.Â
325–346.
2 Grundlegend : H. Lentze, Die Universitätsreform des Ministers Graf Leo Thun-Hohenstein
(Ă–ster reichische Akademie der Wissenschaften, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse, 239/2),
Graz/Wien/Köln 1962 ; C. Aichner/B. Mazohl (Hg.), Die Thun-Hohenstein’schen Universitäts-
reformen 1849–1860. Konzeption – Umsetzung – Nachwirkungen (Veröffentlichungen der Kom-
mission für Neuere Geschichte Österreichs, 115), Wien/Köln/Weimar 2017.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien