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Der Kunsthistoriker Rudolf von Eitelberger und die Autonomieästhetik seiner Zeit 35
(Eitel berger)4 standen in dieser Hinsicht bei Eitelberger hierarchisch deutlich über den
Stilfragen, um Alois Riegls bekannte Schrift aus dem Jahr 1893 zu zitieren. Einen dezi-
diert empirischen Zugang favorisierte Eitelberger eigentlich nur dort, wo es um päda-
gogische Zielsetzungen ging
– im Anschauungsunterricht auf der Basis von Originalen5
sowie im Rahmen der Edition der Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik
des Mittelalters und der Neuzeit, die ab 1870 auf seine Initiative zurückging.
Eitelberger als homo oeconomicus
Generell charakteristisch für Eitelbergers Denk- und Wirkungsradien ist die durchge-
hende Einbeziehung des europäischen Vergleichsmaßstabs in seinen Arbeiten zur ös-
terreichischen Kunstproduktion. Aus diesem Grund soll ein aus meiner Sicht typischer
Zugang des Kunsthistorikers gleich an den Beginn der vorliegenden Ausführungen ge-
stellt werden : Im Januar 1878 verfasste er Volkswirtschaftliche Betrachtungen über die oes-
terreichische Kunstindustrie.6 Anlass dazu war die »Weihnachtsausstellung« im k. k. Öster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie, dem heutigen Museum für angewandte Kunst.
Eitelberger unterstreicht dabei nachdrücklich die Relevanz der »volkswirtschaftliche[n]
und didaktische[n] Seite«. In einer charakteristischen Volte geht er gar nicht auf Spe-
zifika der Kunstproduktion selbst ein, sondern begründet den konkreten Ansatz seiner
Argumentation damit, dass in Österreich gerade deshalb eine Reform nötig sei, da ge-
genwärtig Deutschland und Frankreich in diesem Feld eine europäische Führungsstel-
lung innehätten. Ökonomische Fragen besitzen bei Eitelberger eine zentrale Bedeutung,
was in diesen Betrachtungen auch zu seinem Postulat führt, das »industrielle Leben mit
dem oesterreichischen Reichsgedanken [zu] amalgamieren und den artistisch-geistigen
Motor nach Wien zu verlegen«.
Eitelberger nimmt hier und an anderen Stellen seines literarischen Schaffens dezi-
diert die Rolle eines homo politicus ein, der die Kultur vor allem unter den Bedingungen
allem die Rezension von G. Vasold, Die Wiener Schule. Ein politisches Instrument der k. u. k. Mo-
narchie ?, in : Kunstchronik, 68, 2015, H.
11, S.
540–544.
4 Es ist dies ein in seiner Antrittsrede vom 26.
Oktober 1847 verwendeter Begriff, vgl. Vasold, Riegl
(zit. Anm.
3), S.
89.
5 Siehe hier die am 1. Januar 1853 unterbreiteten Vorschläge Eitelbergers, vgl. T. von Borodajke-
wycz, Aus der Frühzeit der Wiener Schule der Kunstgeschichte. Rudolf Eitelberger und Leo Thun,
in : K. Oettinger/M. Rassem (Hg.), Festschrift für Hans Sedlmayr, München 1962, S. 321–348,
hier S.
331 f.
6 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Nachlass Adolf
Braun, Karton
36, Fasz.
36-2-32, o.
fol.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien