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52 Andrea Mayr
sammlung als eine »instructive historisch geordnete Sammlung«12 und übte damit maß-
geblichen Einfluss auf Böhms Sammlertätigkeit aus.13
Böhm studierte von 1813 bis 1819 an der Akademie in den Hauptfächern Stein-
schneiden und Bildhauerei unter dem Direktorat von Johann Martin Fischer (1740–
1820).14 Er fertigte Kameen und Porträtschnitte aus Kelheimer Kalkstein oder Karniol.
Nachdem er sich verstärkt der Gravur in Stahl zugewandt und die technische Bear-
beitung des Materials bei dem Wiener Silberschmied und Privatgraveur Ascher Wap-
penstein erlernt hatte, arbeitete er an ersten Porträtmedaillen.15 Zusätzlich soll er die
Graveurschule unter Josef Klieber (1773–1850) und Luigi Pichler (1773–1854) besucht
haben, die zu dieser Zeit noch hauptsächlich für die kunstgewerbliche Ausbildung von
Goldgraveuren und Ziseleuren zuständig war.16
Auf finanzielle Unterstützung angewiesen, erlangte Böhm im Jahr 1819 eines der
von Kaiser Franz II. (I.) kurz zuvor eingerichteten vier kaiserlichen Medaillen-Gra-
veur-Stipendien und konnte damit seine Studien an der Wiener Akademie fortsetzen.17
Er belegte Kurse in Anatomie, Proportionslehre, Perspektive, Licht und Schattenlehre,
Baukunst, Heraldik, Mythologie und Geschichte sowie Vorlesungen in MĂĽnz- und
Altertumskunde, die am kaiserlichen MĂĽnz- und Antikenkabinett abgehalten wur-
den.18 Durch das kaiserliche Stipendium und zusätzliche finanzielle Unterstützung von
Moritz von Fries erreichte Böhm 1821 Rom, wo er im Atelier von Bertel Thorvaldsen
hauptsächlich an der Anfertigung von Kopien antiker Figuren (Ägineten) arbeitete.19
12 Eitelberger, Josef Daniel Böhm (zit. Anm.Â
5), S.Â
185.
13 Englmann, Josef Daniel Böhm (zit. Anm. 9), S. 5. In dem Kreis trafen sich auch der Maler Hein-
rich Friedrich Füger (1751–1815) und der Bildhauer Franz Anton Zauner (1746–1822).
14 Archiv der Akademie der bildenden Künste Wien, Schülerverzeichnis, Bd. 20, S. 7 und Mayr, Jo-
seph Daniel Böhm (zit. Anm.Â
7), S.Â
14–20.
15 Zu Böhms ersten Medaillen zählen jene beiden, die den Hofschauspieler Siegfried Gotthilf Eck-
hardt, genannt Koch (1754–1831), bzw. den Botaniker Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727–
1817) zeigen. Vgl. Englmann, Josef Daniel Böhm (zit. Anm.Â
9), S.Â
5.
16 Vgl. C. von Lützow, Geschichte der Kais. Kön. Akademie der Bildenden Künste. Festschrift zur
Eröffnung des neuen Akademie-Gebäudes von Carl von Lützow, mit Stichen und Radirungen von
H. BĂĽltemeyer (u. a.), Wien 1877, S.Â
102.
17 Vgl. W. Wagner, Die Rompensionäre der Wiener Akademie der bildenden Künste 1772–1848.
Nach den Quellen im Archiv der Akademie, II. Die Zeit des Vormärz, in : Römische Historische
Mitteilungen, 15. Heft, Sonderdruck, Rom-Wien 1973, S. 107 f.; Archiv der Akademie der bilden-
den Künste, Verwaltungsakt 1819, f. 600 ; Österr. Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv (im
Folgenden kurz »AT-OeStA/FHKA«) MBW Präs Akten 19 (1840), Z. 184. Das Stipendium be-
trug je 800Â
Gulden und 400Â
Gulden Preisgeld.
18 Vgl. AT-OeStA/FHKA SuS HMA AktenÂ
62 (1832), Z.Â
313.
19 Vgl. Mayr, Joseph Daniel Böhm (zit. Anm.Â
7), S.Â
36 f.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien