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66 Andrea Mayr
des Kunstwerks sollten Rückschlüsse auf allgemein gültige Gesetzlichkeiten gezogen
werden können. Böhms essentielles Anliegen bestand darin, »aus der vergleichenden
Betrachtung der historischen Kunstentwicklung allgemeingültige Qualitätskriterien zu
gewinnen, anhand derer man die Gegenwartskunst messen konnte«.76 Hier bot wie-
derum die Sammlung das notwendige Studienmaterial, an dem Eitelberger seinen »his-
torisch-ästhetischen Gesichtspunkt«77 festmachen konnte : Erst die Analyse der älteren
Werke könne der als ungenügend wahrgenommenen Gegenwartskunst zum Vorbild
dienen. Für Eitelberger wurde Kunst als Synthese geistiger und materieller Faktoren
definiert, wobei ihn hier wesentlich seine Studien in Philosophie und die Erfahrungen
Böhms als ausübender Künstler beeinflussten.78
Daneben waren das Studium der Primärquellen und Quellenschriften für Eitelberger
ebenfalls zentraler Bestandteil seiner kunsthistorischen Lehrmethode.79 Auch hier ging
die Inspiration wesentlich von Böhm aus, der das Quellenstudium und Heranziehen
von Quellenmaterial für die konkrete Beschreibung eines Kunstwerks besonders be-
tonte.80 Eitelberger verstand es, diese Aspekte miteinander zu verknüpfen und im Sinne
eines akademischen Unterrichts zu vermitteln.
Resümee
Anhand der Analyse von Primärquellen zu Joseph Daniel Böhm, seiner Ausbildung
an der Akademie der bildenden Künste, seinem Werdegang als Kammermedailleur und
Direktor der Graveurakademie und seiner Kunstsammlung wurde versucht, seine Per-
son und sein Wirken im Sinne eines Beitrages zu einem Gesamtbild Eitelbergers, der
ihn, wie eingangs zitiert, als seinen Lehrer bezeichnete, zu beleuchten. Böhm war durch
sein Interesse an und Wirken innerhalb seiner eigenen umfangreichen Kunstsammlung
zum Mittelpunkt eines kunstinteressierten, bürgerlichen Netzwerkes der 1830er und
1840er Jahre geworden, in das auch Eitelberger rasch nach seiner Ankunft in Wien
eng eingebunden war. Die Sammlung bot neben dem rein ästhetischen Genuss einen
wesentlichen Einblick in die Kunstentwicklung in verschiedenen Facetten und Techni-
ken.81 Damit war für Eitelberger reichhaltiges Anschauungsmaterial geboten, wie seine
76 Lachnit, Wiener Schule (zit. Anm.
4), S.
14.
77 Ebenda.
78 Ebenda.
79 Jenni/Rosenberg, Die Analyse der Objekte (zit. Anm.
2), S.
126.
80 Pokorny-Nagel, Zur Gründungsgeschichte des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie (zit. Anm.
52), S.
57.
81 Vgl. Englmann, Josef Daniel Böhm (zit. Anm.
9), S.
13.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien