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Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
Seite - 132 -
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132 Regine Prange unter Mitwirkung von Gerd Prange Bei aller artikulierten Wertschätzung rückt er bereits hier, also 1860, vorsichtig von der Renaissance ab. Sie erfüllt nicht sein Hauptkriterium künstlerischer Qualität, die Har- monie, unter der Eitelberger offensichtlich einen stillgestellten Gleichklang versteht, in dem alle Spannung erlischt. Daher hat die erwähnte Detailfülle doch Methode, denn diese Art von völliger Ausgewogenheit scheint nur im Kanon der Kunstgeschichte ins- gesamt möglich, wenn sich divergierende künstlerische Tendenzen wechselseitig neut- ralisieren und allzu schroff Wirkendes, wie geschehen, vorab aus diesem Kanon ausge- schlossen wurde. Man ist an Rumohrs Motto des »Haushalts der Kunst« erinnert.68 Die Renaissance, so deutet Eitelberger vorsichtig an, verfehle diesen Gleichklang durch ihr Übergewicht der Zeichnung, die sich im Kolorit des Barock hingegen nahezu auflöse. Erst dann, hier zitiert er explizit Rumohrs Kritik des Ideals, fallen auch Darstellung und Dargestelltes gleichsam in eins : Der Porträtierte ist dann einfach »er selbst«.69 Und auch innerhalb des Barock gibt es Nuancen. Eitelbergers Kunstideal zeigt sich als aristokratisches, denn die vollkommene Perfektion verfehlt in seinen Augen Rem- brandt, weil er seiner »bürgerlichen Abstammung« und seinem »demokratischen Glau- bensbekenntnisse« verhaftet bleibe.70 Nur die Maler, die selbst »der vornehmen Welt« angehören  – Velazquez, Rubens, van Dyck, Tizian, Veronese  – erreichen »geniale[n] technische Souveränität«.71 Man ist versucht, bei dieser Aufzählung  – denn auch von ihren Werken wird keines von Eitelberger der doch von ihm selbst geforderten ein- gehenden Betrachtung unterzogen  – hinzuzufügen, dass sie diese souveräne Qualität auch nur in der Summe erzielen. Die universalhistorische Tendenz macht sich schließ- lich in einem Nachsatz zu dem besprochenen Vortrag geltend, denn dieser Nachsatz, nach 1882 entstanden, stellt plötzlich ägyptische Porträtfiguren gleichwertig neben das barocke Ideal.72 Im gleichen Bande wie der besprochene Text findet sich der Vortrag über Goethe als Kunstschriftsteller aus dem Jahre 1873. Dieser Aufsatz verfährt nach der soeben konsta- tierten Methode. Eine Fülle von Einflüssen auf Goethe wird aufgezählt, wie oft die- ser seinen eigenen Ansichten im Laufe seines Lebens widersprochen habe, erwähnt ; aber nichts wird eingehender untersucht oder miteinander in Beziehung gesetzt. Alles, 68 So betitelt ist das erste Kapitel des ersten Bandes der Italienischen Forschungen. Das Wort »Haushalt« soll offenbar metaphorisch eine als solche evidente Totalität der Kunst benennen, die eine Vielheit der Phänomene in sich fasst, ohne dass deren Zusammenwirken zum Ganzen begrifflich-systema- tisch erfasst werden muss. Hierzu Prange, Gegen die ›eigene‹ Welt der Kunst (zit. Anm.  37). 69 Eitelberger, Das Porträt (zit. Anm.  64), S.  199. Hinweis auf Rumohr ebenda, S.  198. Von der mit Hegel zu denkenden Armut der sinnlichen Gewissheit war bereits die Rede. 70 Ebenda, S.  205. 71 Ebenda, S.  206. 72 Ebenda, S.  216. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Rudolf Eitelberger von Edelberg Netzwerker der Kunstwelt
Titel
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Untertitel
Netzwerker der Kunstwelt
Autoren
Julia Rüdiger
Eva Kernbauer
Kathrin Pokorny-Nagel
Raphael Rosenberg
Patrick Werkner
Tanja Jenni
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20925-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
562
Kategorie
Biographien
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Rudolf Eitelberger von Edelberg