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Rudolf von Eitelberger und die Anfänge der Kunst geschichte 167
deutende Impulse fĂĽr die Autonomie des Faches gesetzt.57 Doch war fĂĽr den neuen
Stelleninhaber neben seinen wissenschaftlichen Verpflichtungen, wie bereits im Orga-
nisationsstatut des Polytechnikums von 1812 präformiert, weiterhin auch die »Bedeutung
für die Bildung und Veredlung des Geschmacks der gewerblichen Tätigkeit« festge-
schrieben.58 Zuvor hatte bereits Prof. Ficker in seinem Gutachten ĂĽber Eitelbergers
Lehrgesuch vom 19. November 1846 festgehalten, dieser »scheint offenbar zugleich
den jungen, den angehenden KĂĽnstler im Auge zu haben, darum geht er auch auf das
Technische ein«.59 Dementsprechend bestand von den 200 inskribierten Hörern seiner
Vorlesungen an der Universität »ein Drittel aus Handwerkern, das zweite Drittel aus
Malern und privaten Interessenten, das letzte Drittel aus Studenten«.60
Damit sind in Eitelbergers Lehrangebot, mit dem er die Kunstgeschichte am Poly-
technikum und an der Universität einführte, bereits die Grundzüge jenes von ihm im
Oktober 1864 gestarteten öffentlichen Vorlesungsprogramms angelegt, das er nur we-
nige Monate nach Eröffnung des von ihm gegründeten k. k. Österreichischen Museums
fĂĽr Kunst und Industrie ins Leben rief. Dieses Programm avancierte innerhalb weni-
ger Monate »zu einer kulturpolitisch wie volkspädagogisch erstrangigen Einrichtung
der Stadt«.61 Die Kunstgeschichte, hier in ein breites Fächerspektrum von Natur- und
Geisteswissenschaften eingebunden, wurde, wie auch die anderen Vorlesungen, von
prominenten Fachvertretern vorgetragen :62 von Karl von Lützow, dem späteren Lehr-
stuhlbegrĂĽnder am Polytechnikum, von Jacob von Falke, Eitelbergers Stellvertreter am
Museum und erster Kustos, und von Moriz Thausing, SchĂĽler Eitelbergers, seit 1864
an der Graphischen Sammlung des Erzherzogs Albrecht (Albertina) tätig und später
57 Hierzu : Borodajkewycz, FrĂĽhzeit der Wiener Schule (zit. Anm.Â
34), bes. S.Â
321–324 ; Höflech-
ner/Brugger, Etablierung der Kunstgeschichte (zit. Anm.Â
25), S.Â
11–18. Zur Lehrstuhlgründung
in Bonn : A. Stange, Lehrstuhl und Institut für Kunstgeschichte an der Universität Bonn (Bonner
Mitteilungen, 16), Bonn 1937 ; H. von Einem, Bonner Gelehrte der Kunstgeschichte von 1818
bis 1935, in : 150 Jahr Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, 1818–1968 (Bonner
Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn, Bd. 5 : Geschichtswissenschaften),
Bonn 1968, S. 410–431 ; Dilly, Kunstgeschichte als Institution (zit. Anm. 14), S. 239–241 ; Be-
yrodt, Kunstgeschichte als Universitätsfach (zit. Anm.Â
21), S.Â
319 f.
58 Hierzu : Borodajkewycz, FrĂĽhzeit der Wiener Schule (zit. Anm.Â
34), S.Â
322 f.
59 AUW, PH PA 1553, Z.Â
2850, J.Â
1846.
60 Borodajkewycz, FrĂĽhzeit der Wiener Schule (zit. Anm.Â
34), S.Â
323.
61 Stalla, »KĂĽnstler und Gelehrter«Â
– der Universalist Camillo Sitte (zit. Anm.Â
55), S.Â
20.
62 Hierzu : G. Fabiankowitsch, Das Vermittlungsprogramm des k. k. Ă–sterreichischen Museums fĂĽr
Kunst und Industrie, in : Kunst und Industrie. Die Anfänge des Museums für Angewandte Kunst in
Wien (Ausst. Kat. MAKÂ
– Ă–sterreichisches Museum fĂĽr angewandte Kunst, 31.Â
Mai–3.Â
September
2000, hg. von P. Noever), Ostfildern-Ruit 2000, S. 175–192 ; Stalla, »Künstler und Gelehrter« –
der Universalist Camillo Sitte (zit. Anm.Â
55), S.Â
21–29.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia RĂĽdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien