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180 Timo Hagen
Die großdeutsche Perspektive in Eitelbergers Schriften bis 1871
Für zukünftige Kirchenbauten forderte Eitelberger ein »Anschließen an lebendige Tra-
ditionen der Kunst, in Italien an die Italienische, in Deutschland an die Deutsche ; in
Oesterreich speziell hätte man guten Grund sich der einheimischen Denkmale mehr zu
erinnern, als es bisher der Fall war.«22 Hierzu suchte er durch sein Engagement für die
k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, die ihre Arbeit
1853, im Jahr des ersten Erscheinens des Artikels zur kirchlichen Architektur, aufnahm,
sowie durch in die Kronländer und die daraus resultierenden Publikationen den Bo-
den zu bereiten.23 Eitelberger, während der Revolutionszeit als politischer Journalist
tätig, war seinerzeit für eine Annäherung Österreichs an Deutschland eingetreten, die
österreichische Monarchie sollte zu einem »organischen Gliede eines großen Deutsch-
lands« werden, dabei aber ein freier Staat in Form einer konstitutionellen Monarchie
bleiben, der den Nationalitäten und Konfessionen gleiche Rechte gewähre.24 Auch nach
der Revolution hoffte das deutschliberale Bürgertum, dem Eitelberger wie alle zeitge-
nössischen Wiener Kunstkritiker angehörte,25 auf eine Annäherung von Österreich und
Preußen, die um die Vorherrschaft im Deutschen Bund rangen.26 Eitelberger wünschte,
dass dieser Annäherungsprozess durch die Erkenntnis gemeinsamer kultureller Tradi-
22 Ebenda, S.
35.
23 Zu den Anfängen der Central-Commission siehe : W. Frodl, Idee und Verwirklichung. Das Werden
der staatlichen Denkmalpflege in Österreich (Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege 13),
Wien/Köln/Graz 1988 ; zu Eitelberger als Denkmalpfleger und Denkmalkundler siehe den Beitrag
von Matthias Noell in diesem Band ; siehe außerdem : A. Auf der Heyde, Il Friuli e il suo patrimo-
nio artistico negli scritti di Rudolf Eitelberger von Edelberg : questioni di metodo e politiche della
tutela, in : La conservazione dei monumenti e delle opere d’arte in Friuli nell’Ottocento (hg. von G.
Perusini/R. Fabiani), Udine 2014, S. 15–26 ; M. Rampley, The Vienna School of Art History :
Empire and the Politics of Scholarship, 1847–1918, University Park/PA 2013, S.
21–26.
24 T. von Borodajkewycz, Aus der Frühzeit der Wiener Schule der Kunstgeschichte. Rudolf Eitel-
berger und Leo Thun, in : Festschrift für Hans Sedlmayr (hg. von K. Oettinger/M. Rassem),
München 1962, S. 321–348, hier S. 324 f., direktes Zitat auf S. 325 ; R. Eitelberger von Edel-
berg, Was hat die Kunst von den Bewegungen der Gegenwart zu hoffen oder zu fürchten ? Vor-
lesung, gehalten bei Eröffnung des Sommer-Curses an der Wiener Hochschule, in : Wiener Zeitung,
Nr.
105, 14.04.1848, S.
497 f., und Nr.
106, 15.04.1848, S.
501 f., hier S.
501.
25 E. Springer, Geschichte und Kulturleben der Wiener Ringstraße (Die Wiener Ringstraße. Bild
einer Epoche, Bd.
2), Wiesbaden 1979, S.
437.
26 Die Institutionalisierung der Kunstgeschichte an deutschsprachigen Universitäten war eines der
kleineren Felder, auf dem die Rivalität zwischen Österreich und Preußen ausgetragen wurde. In
diesem Zusammenhang ist auch die Ernennung Eitelbergers zum Professor zu sehen (Rampley,
The Idea of a Scientific Discipline [zit. Anm.
5], S.
61 f.).
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Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien