Seite - 213 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
Bild der Seite - 213 -
Text der Seite - 213 -
Rudolf von Eitelberger als Ideologe der Wiener Ringstraße 213
Albert Ilg in der fachlichen Produktion Eitelbergers diagnostizierte. Falls das ästheti-
sche Denken des Wiener Professors eine essentielle Komponente enthielt, so war es
gerade die Aufforderung, an die heimische Tradition anzuknüpfen. »In Österreich spe-
ziell hätte man guten Grund sich der einheimischen Denkmale mehr zu erinnern, als
es bisher der Fall war«, schrieb Eitelberger im Jahre 1852. »Das Beste, was bis jetzt in
unserem Vaterlande geleistet wurde, schliesst sich auch an heimische Traditionen an.«25
Gegen die klassizistische Form als Träger einer Universalvision grenzte er sich scharf ab,
wie seine Ausführungen über die Bautätigkeit in der Vormärzzeit zeigen : »Der Clas-
sicismus der damaligen Zeit wirkte nivellierend und schuf eine Art kosmopolitischer
Kunst, die weder mit den Anschauungen der Völker übereinstimmte, noch den religiö-
sen oder poetischen Gefühlen Genüge geleistet hätte.« Die damalige Architektur ent-
behrte seiner Meinung nach jeder Botschaft – sie war »confessionslos, unnational und
unpoetisch«.26
Es würde der Logik dieses Denkens entsprechen, wenn Eitelberger das österreichi-
sche Barock als attraktives »Identifikationsangebot« für die zeitgenössische Architektur
geschätzt hätte, so wie später Ilg. Doch genau in diesem Moment treten die ideologi-
schen Grenzen seines ästhetischen Denkens deutlich hervor. Der Direktor des Öster-
reichischen Museums sah im Barock keineswegs die Erinnerung an die Hochblüte der
Habsburgerdynastie, sondern den Ausdruck der unerwünschten Verbindungen zur
25 R. Eitelberger von Edelberg, Die kirchliche Architektur in Österreich [1853], in : ders., Ge-
sammelte kunsthistorische Schriften, I (zit. Anm.
13), S.
349–379, hier S.
374.
26 Eitelberger, Die Kunst-Entwicklung (zit. Anm.
13), S.
9.
Abb. 3 : Kosmopolitische Architektur in Wien : »Alles ausländisches Fabrikat ! Die Architektur Werk eines
Franzosen. […] Bildhauer-Produkte aus Italien bezogen. […] Aus Wien war blos das Geld, welches für alle
diese Dinge ins Ausland wandern mußte.« Kikeriki, 7.8.1879.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien