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Denkmalkunde 245
Man könnte sich also an diesem Punkt durchaus fragen, welche konkrete Rolle Eitel-
berger denn nun in den ersten zehn Jahren der Zentralkommission überhaupt gespielt
hat. Ein Blick in die Jahrbücher und Mittheilungen klärt immerhin in Teilen darüber auf.
1854 bereits besuchte und beschrieb er auf »Einladung zur Vornahme einer Reise nach
Ungarn« zunächst die dortigen Denkmale, kurz darauf bereiste er auch die italienischen
Gebiete des Kaiserreichs. Joseph Hieser wurde jeweils hinterhergeschickt, um passende
Zeichnungen für die Publikation und Archivierung anzufertigen. Des Weiteren lieferte
Eitelberger von Beginn an immer wieder kunsthistorische Abhandlungen über unter-
schiedliche österreichische Denkmale. Heider und Eitelberger legten schließlich zu-
sammen mit Hieser 1858 bis 1860 die Mittelalterlichen Kunstdenkmale des österreichischen
Kaiserstaates vor, ein zweibändiges Werk, das sich mit der Publikation der Jahrbücher und
Mittheilungen allerdings unglücklich doppelte und im weiteren Verlauf
– vielleicht auch
aus Kostengründen – eingestellt wurde.12 Die Mittelalterlichen Kunstdenkmale wurden
häufiger als »erste große deutsche Kunsttopographie« apostrophiert
– eine leichte Über-
treibung angesichts der durchaus vorhandenen ähnlichen Werke der vorangegangenen
zwei Jahrzehnte, was aber den Stellenwert dieser beiden Bände für die Wiener Kunst-
geschichte nicht mindert.13
Die Periodika der Zentralkommission wurden nicht nur in Berlin, sondern auch in
Paris beachtet : In den Literaturberichten der Annales archéologiques, eines der maßgeb-
lichen Vorbilder nicht nur von Heinrich Ottes und Ferdinand von Quasts Zeitschrift
für christliche Archäologie und Kunst, sondern auch der Wiener Periodika, wurden Jahr-
buch und Mittheilungen 1858 von Didron rezensiert und wegen ihrer hohen Darstel-
lungsqualität empfohlen, ebenso wie die beiden genannten Bände von Eitelberger und
Heider.14 Eitelberger, der ja gerade kein Korrespondent oder Konservator der Zentral-
kommission war, fungierte offensichtlich von Beginn der Kommissionstätigkeit an als
ein beigeordneter Sachverständiger, als »Avantgarde« im Sinne eines reisenden Vor-
berichterstatters und zur Erprobung möglicher Publikationsformate – der Musterer-
fassung Grille de Beuzelins durchaus vergleichbar. Vor allem aber scheint er ein in der
Zentralkommission entstandenes Vakuum ausgefüllt zu haben. Bereits im ersten Heft
12 G. A. Heider/R. Eitelberger von Edelberg/J. Hieser, Mittelalterliche Kunstdenkmale des
österreichischen Kaiserstaates, 2
Bde., Stuttgart 1858 und 1860.
13 Vgl. u. a. P. H. Feist, Eitelberger, (Edler) von Edelberg, Rudolf, in : Metzler Kunsthistoriker Lexi-
kon (hg. von P. Betthausen/P.
H. Feist/C. Fork), Stuttgart 1999, S.
77.
14 Vgl. Annales archéologiques, 1858, Bd. 18, S. 107 f. sowie 1861, Bd. 21, S. 166 u. S. 236. Zur Vor-
bildwirkung der Annales für Quast, vgl. A. Meinecke, Geschichte der preussischen Denkmalpflege
1815 bis 1860, mit einer Einleitung von Wolfgang Neugebauer. (Acta Borussica, N. F., 2. Reihe :
Preußen als Kulturstaat, Abteilung II : Der preußische Kulturstaat in der politischen und sozialen
Wirklichkeit, Bd.
4), Berlin 2013, S.
528.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien