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252 Matthias Noell
scheiterte, mit oder ohne terminologische Hilfestellung, wie die zahllosen vorangegange-
nen und weiteren folgenden Versuche in Frankreich und Deutschland auch.
Die Denkmale und ihre Aufgabe
In seinem Artikel Kunst und Alterthum in ihrem Wechselverkehr, der 1858 in den Mitthei-
lungen veröffentlicht wurde, thematisierte Eitelberger auch die Wirkung der Denkmale
auf den Menschen und damit deren gesellschaftliche Funktion :
Aber das Monument sieht jeder, diesem kann er nicht aus dem Wege gehen, er kann es nicht
ignoriren. Er hat die Gewissheit, dass es nicht von seiner Hand ist, dass es seine Vorfahren
oder dass anders redende, anders denkende Völker es gewesen sind, die auf demselben Boden
hausten und thätig waren, an den ihn eine unergründbare, geheimnissvolle Macht hingesetzt
hat. In diesem fort und fortdauerndem Verkehre mit Monumenten, welche Anregung zu eige-
nem Handeln und Wirken, welcher Impuls zu geistigem Leben, zum Forschen, Denken und
Dichten geht nicht von ihnen aus, welche Schule für die Völker liegt nicht in ihnen ?27
Es liege ein gesellschaftlicher Nutzen im Studium der alten Dinge, denn die mittelal-
terliche Kunst könne, so Eitelberger, »unsere Cultur wahrhaft fördern, unserer Kunst
wirklich ein Vorbild und Muster sein«.28
Vorbild und Muster für Kunst und Kultur der Gegenwart zu sein, diesem Aspekt
des Denkmals ging Eitelberger in der Folge näher nach. 1862 reiste er im Auftrag des
Ministerpräsidenten Erzherzog Rainer nach London, wo er die dortige Weltausstellung
besuchte und die kunstindustriellen Erzeugnisse inspizierte. Sein Bericht an den Kai-
ser führte 1863 letztlich zur Gründung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und
Industrie. In genau jenen beiden Jahren also, in denen sich sein Austritt aus der nun von
Helfert geleiteten Zentralkommission und seine reduzierte programmatische Tätigkeit
in den Mittheilungen abzeichneten, fiel auch sein neues Engagement um das Kunst-
gewerbe in Österreich. Dass sich die Aufgaben von Museum und Zentralkommission
in seiner Anschauung ohnehin »naturgemäß« nahestanden, zeigt ein 1878 publizierter
Stuttgart 1872, Bd. 2, S. 3, Anm. 1. Vgl. auch H. Otte, Archäologischer Katechismus. Kurzer
Unterricht in der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters, mit Rücksicht auf das
in Königl. Preuß. Staaten der Inventarisation der kirchlichen Kunstdenkmäler amtlich zu Grunde
gelegte Fragenformular, Leipzig 1859 ; M. Dvořák, Katechismus der Denkmalpflege, Wien 1916,
2.
Aufl. 1918.
27 Eitelberger, Kunst und Alterthum (zit. Anm.
17), S.
1.
28 Ebenda, S.
3.
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Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien