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258 Christian Scholl
und Kunstkritik in den Fokus rücken. So hat beispielsweise Hubert Locher mit guten
Gründen die Kunstgeschichte dieser Zeit als »historische Theorie der Kunst« charak-
terisiert.4 Bezogen auf das direkte Umfeld Eitelbergers zeigt Edwin Lachnit in sei-
ner 1984 approbierten, aber erst 2005 publizierten Dissertation Die Wiener Schule der
Kunstgeschichte und die Kunst ihrer Zeit die Verbindungen zwischen Kunstgeschichte und
zeitgenössischer Kunst auf.5 Insofern betritt der vorliegende Beitrag kein völliges Neu-
land, wenn er sich den Interaktionen zwischen Kunstgeschichte und Kunstkritik in den
1840er Jahren zuwendet. Eine vertiefende Untersuchung dieser Verbindungen erscheint
aber immer noch erstrebenswert. Vor allem lohnt eine Spezifizierung mit Blick auf Ei-
telberger, dessen Kunstverständnis sich zwar in vielen Aspekten als zeittypisch erweist,
doch gleichzeitig auch Nuancen von bemerkenswerter Eigenständigkeit bietet.
Grundlage der folgenden Darlegungen sind die frühen Kunstkritiken, die Eitelberger
verfasste, bevor er als Dozent Kunstgeschichte an der Universität Wien zu lehren be-
gann.6 Ein besonderes Gewicht kommt dabei der ausführlichen Rezension zur Wie-
ner Kunstausstellung von 1844 zu, die in dem von Ludwig Schorn herausgegebenen
Kunstblatt desselben Jahres publiziert wurde. Wichtige Quellen sind darüber hinaus die
Rezensionen zu den Wiener Kunstausstellungen von 1846 und 1847, die im Wiener
Kunstblatt als Beilage zu den Sonntagsblättern erschienen. Das Augenmerk soll in die-
sem Beitrag nicht auf biographischen Aspekten liegen. Vielmehr geht es um Einblicke
in Eitelbergers Argumentationsweisen und um deren Vergleich mit zeitgenössischen
Positionen in Ästhetik, Kunstkritik und Kunstgeschichte.
Fortschritt und Unbehagen : Eitelbergers historische Verortung der Kunst seiner
Gegenwart
Eitelbergers Kunstkritiken repräsentieren auf geradezu musterhafte Weise ein Denken
in geschichtsphilosophischen Zusammenhängen, wie es für die avancierte Theorie in
der Zeit des Vormärz charakteristisch ist. Der Verfasser selbst bestimmt die Aufgabe der
Kunstkritik in seiner Rezension von 1844 folgendermaßen : »Sie soll auf einem höhern
Standpunkte stehen, wo es ihr gestattet ist, die Kunst und ihre Entwickelung in ihrem
allgemeinen Zusammenhange mit der Zeit, der Kunstbildung und Künstlerindividu-
alität zu verstehen, um so unbefangener und wahrer urtheilen zu können, als Künstler
4 H. Locher, Kunstgeschichte als historische Theorie der Kunst, 2., korrigierte und um ein Nachwort
ergänzte Auflage, München 2010.
5 Lachnit, Wiener Schule (zit. Anm.
2).
6 Vgl. Lachnit, Wiener Schule (zit. Anm.
2), S.
11 f.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien