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und Können, Ideal und That nicht kenntlich wird.«16 Dementsprechend kritisiert er As-
pekte von Kunst, die er als außerkünstlerisch ansieht, wie beispielsweise »das, was man
heutzutage Poesie in einem Kunstwerk zu nennen pflegt«.17 Damit setzt er sich in eine
Opposition zur Romantik und namentlich zur nazarenischen Kunst, die bekanntlich
Poesie zu einer Leitkunst erhob.18 An den Bildern Josef von Führichs setzt er aus, dass
»immer eine mystisch-symbolische Beziehung dahinter« stehe, »die auf Etwas deutet,
was nicht unmittelbar zur Kunst gehört«.19 Auch Leopold Kupelwieser gerät mit seiner
konturbetonten Malerei in die Kritik.20
Die Ablehnung nazarenischer Malerei teilte Eitelberger mit Junghegelianern wie
Friedrich Theodor Vischer oder Arnold Ruge.21 Der ehemalige Jesuitenschüler22 war-
tet allerdings mit einer eigenen konfessionellen Pointe auf, die ihn deutlich von den
16 Eitelberger, Wiener Kunstausstellung 1844 (zit. Anm.
7), S.
250.
17 Ebenda : »Auch das, was man heutzutage Poesie in einem Kunstwerke zu nennen pflegt, ist nichts
anders, als ein frommer Wunsch, eine Art von bloßem Geistreichthum. Mit dem Hundertsten und
Tausendsten, mit Goethe und der Romantik, Mystik und Kommunismus und allen Tagesfragen
wird oft ein Kunstwerk in Verbindung gebracht, […]. So verflüchtigt sich das Kunstwerk in einen
abstrakten Gedanken, und der concrete Stoff, auf dessen Durchdringung und Belebung es vorzüg-
lich ankommt, bleibt so gut wie unbeachtet.«
18 Vgl. u. a. K. K. Polheim, Zur romantischen Einheit der Künste, in : Bildende Kunst und Lite-
ratur. Beiträge zum Problem ihrer Wechselbeziehungen im neunzehnten Jahrhundert (hg. von W.
Rasch), Frankfurt a.
M. 1970, S.
160 f.; E. Osterkamp, Die Dichtung als Mutter der Künste. Zur
Bedeutung eines kunsttheoretischen Topos im deutschen Klassizismus, in : Schwäbischer Klassizis-
mus zwischen Ideal und Wirklichkeit 1770–1830 (Ausst.-Kat. Stuttgart, Staatsgalerie, hg. von Ch.
v. Holst), Stuttgart 1993, Bd. 2, S. 181–183 ; Ch. Scholl, Romantische Malerei als neue Sinn-
bildkunst. Studien zur Bedeutungsgebung bei Philipp Otto Runge, Caspar David Friedrich und
den Nazarenern, München/Berlin 2005, S. 239–250 ; Ch. Scholl, Raffaels Poesie und die Arbeit
der Romantiker an den Mediengrenzen, in : Sterbliche Götter. Raffael und Dürer in der Kunst der
deutschen Romantik (Ausst.-Kat. Göttingen, Kunstsammlung der Universität Göttingen, hg. von
M. Thimann/Ch. Hübner), Petersberg 2015, S.
93–102.
19 Eitelberger, Wiener Kunstausstellung 1844 (zit. Anm.
7), S.
245.
20 Vgl. ebenda, S.
254 : »Er [Kupelwieser] hat eine Art von Styl, von dem das Publikum meint, er passe
für die Kirche. Aber die religiöse Erbauung geht in ihren Forderungen nicht so weit als die Kunst,
und diese will auch befriedigt werden. Aus seiner früheren Zeit her, die voll von Füger’schen und
Abel’schen Elementen waren, hängt ihm noch ein idealisirendes Wesen, eine immerwährende Ver-
klärung an, die ihn hindert, die Farben durch sie selbst, ihre wechselseitigen Nüancen, aus einander
treten zu lassen. Kupelwieser ist daher genöthigt, seine Gestalten durch Conturen, die sie in Bänder,
ganz in der Art der alten Glasgemälde, umgeben, zu scheiden, was sich weder durch die Natur noch
durch Kunsttheorie und Praxis rechtfertigen läßt.«
21 Vgl. Scholl, Revisionen der Romantik (zit. Anm.
1), S.
118–143, S.
191–211.
22 Vgl. Borodajkewycz, Frühzeit der Wiener Schule (zit. Anm.
2), S.
327 ; Rampley, Vienna School
(zit. Anm.
2), S.
14.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Titel
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Untertitel
- Netzwerker der Kunstwelt
- Autoren
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 562
- Kategorie
- Biographien