Seite - 53 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 1

Burg ', und über dieselbe hinausragend sicht der un- zerstörbare, viereckige Thurm mitd^m Burgverlicßc. Ein merkwürdiger Beptrag zur Sittengeschich- te früherer Zeiten ist das Frankensteiner Eselslehen*).. Wie des Deutschen Schmuck die Waffen waren, un^ seine höchste Ehre in mannlicher Tapferkeit be- stand, so achtete man Weibcrschläge für die größte" Schmach. Und doch konnten diese.nicht immer ver- mieden werden, wenn der Mann entweder dem schwacher« Geschlechte nicht offenbare Gewalt entge- gen setzen wollte, oder die Frau ihm durch List oder wohl auch durch kraftigen Arm, diese Schmach auflud. Darum hielten die Männer darauf, eine solche Beschimpfung ihres Geschlechts mit einer gleichmäßigen Schmach an den Neidern zu rächen. Dcßhalb erhielten die Herrn von Frankenste in, jährlich von den Bürgern in Darmstadt etliche Mal- ter Korn und einen kleinen Geldzins in Bessu-n- gen, und hatten dagegen die Verpflichtung über- nommen, allmählich auf Aschermittwochen auf An- fordern dcsRaths durch einen besondern Bothen ei- nen Esel nach Dannstadt zu senden. Hier warl^ sodann die undeutsche Frau, die ihren Mann geschla- gen, nach Urtheil und Recht auf den Grauen ge- setzt und durch die Straßen geführt. Worüber der so reichlich mit Witz begabte Lichtenberg <mmi bekannten Commmtar geschrieben hat.